Von wegen negative Gefühle! Wie du Angst & Co. neu verstehen lernst.

Ein Plädoyer für einen positiveren Umgang mit schwierigen Gefühlen.
Wir alle wollen Gefühle fühlen und gerne auch darin schwelgen. Nur die meisten denken dabei nur an positive Gefühle wie Begeisterung, Liebe, Freude, Glück usw. Aber was ist mit Gefühlen wie Angst, Trauer, Scham oder Wut? Die will in der Regel keiner haben und viele tun sich schwer mit diesen Gefühlen, die häufig als “negativ“ bezeichnet werden.
Was wäre, wenn ich dir sage, dass Gefühle wie Angst, Wut, Scham, Trauer nicht negativ sind und dein Ringen um sie oft viel intensiver ist, als es sein müsste? Und all das nur wegen eines kleinen, aber entscheidenden Denkansatzes?
Sprache schafft Wirklichkeit
Es gibt viele Gründe für unsere Schwierigkeiten in der Annahme unserer Gefühle, aber der wichtigste wird oft mißverstanden und ignoriert. Dürfte ich dir daher nur einen Tipp für emotionale Gesundheit geben, wäre es dieser: Hör auf, deine Gefühle als „negativ” zu bezeichnen!
Warum? Ganz einfach: Sobald du Gefühle wie Angst oder Trauer als „negativ“ abstempelst, stärkst du die falsche Überzeugung, dass diese Emotionen schlecht sind. Aber das stimmt nicht – und noch schlimmer: Es macht alles komplizierter und schmerzhafter, als es sein müsste.
Im Folgenden erkläre ich dir, warum der Begriff „negative Gefühle“ irreführend ist, warum er deine emotionale Gesundheit sogar sabotieren kann, und wie du auf einfache Weise gesünder mit schwierigen Gefühlen umgehen kannst.
Warum schwierige Gefühle nicht „schlecht“ sind
Lass uns gemeinsam überlegen, wieso Angst, Wut und Co. nicht so „schlimm“ sind, wie du vielleicht denkst:
1. Du kannst deine Gefühle nicht kontrollieren – also können sie nicht „falsch“ sein.
Gefühle sind keine bewusste Entscheidung. Du kannst schließlich nichts dafür, dass du wütend oder traurig bist, oder? Diese Gefühle kannst du nicht bewusst kontrollieren.
Was du allerdings sehr wohl kontrollieren kannst, sind deine Handlungen. Vielleicht schlägt jemand in seiner Wut die Tür zu – das ist eine Handlung, die durchaus bewertet werden kann. Aber die Wut an sich? Es handelt sich um ein reines Gefühl, und kein moralisches Problem.
Fazit: Deine Gefühle sind keine Frage von gut oder schlecht – sie „sind“ einfach.
2. Gefühle sind nicht gefährlich – aber dein Umgang mit ihnen kann es sein.
Es mag sich alles schrecklich anfühlen, aber kein Gefühl der Welt kann dir körperlich wehtun. Der Schmerz kommt oft erst durch unsere Reaktion auf das Gefühl oder durch unsere Vermeidungsstrategien.
Ein Beispiel, das du bestimmt kennst:
3. Dich schlecht zu fühlen, macht dich nicht zu einem schlechten Menschen.
Das ist ein Glaubenssatz, den viele unbewusst mit sich herumschleppen: „Wenn ich mich schlecht fühle, bin ich schlecht.“ Doch das ist völliger Quatsch!
Stell dir vor, du stolperst über eine Kleinigkeit im Alltag, z. B. vergisst du einen wichtigen Termin. Klar, das kann Scham auslösen. Aber nur weil du einen Fehler gemacht hast, bedeutet das nicht, dass du als Person ein Versager:in bist. Dein ganzes Selbst auf der Basis nur einer Erfahrung zu beurteilen, wäre schlichtweg völlig übertreiben. Siehst du, wie unfair das ist? Du würdest doch auch nicht sagen, dass jemand „schlecht“ ist, nur weil er sich schämt, einen Fehler gemacht zu haben. Warum also bist du so hart mit dir selbst?
Gefühle wie Scham oder Angst zu haben, ist folglich einfach ein Zeichen dafür, dass du ein Mensch bist – nicht dafür, dass etwas mit dir „nicht stimmt.“
4. Gefühle werden häufig erst durch unsere Vermeidungsstrategie schwierig.
Die meisten emotionalen Kämpfe entstehen auf der Basis von ungesunden Vermeidungsstrategien. Kurzfristig fühlt sich eine Vermeidung gut an, aber längerfristig verschlimmern sich die Gefühle eher. Zum Beispiel:
5. Gefühle werden zu dem, als was du sie bezeichnest
Wie so vieles im Leben fühlt sich die Vermeidung emotionalen Schmerzes kurzfristig vielleicht gut an. Aber längerfristig, werden deine Gefühle durch diese Vermeidung schlimmer. Ich erkläre dir das, weil die Angewohnheit, Gefühle zu vermeiden mit der Sprache und den Worten beginnt, mit denen du deine Gefühle beschreibst.
Das darunter liegende Problem
Das wirkliche Problem sind nicht die schwierigen Gefühle, die wir fühlen. Das darunter liegende Problem ist in Wahrheit, wie wir über Gefühle sprechen.
Die Wurzel vieler emotionaler Probleme liegt oft darin begründet, wie wir unsere Gefühle benennen und dass wir sie “beurteilen”. Der Begriff „negativ“ ist heimtückisch, weil er automatisch suggeriert: „Diese Gefühle gehören weg!“ Aber diese Denkweise macht alles nur schlimmer:
Je mehr du deine Gefühle als Feinde betrachtest, umso mehr werden sie sich so anfühlen. Ein besserer Ansatz ist es, diese Gefühle nicht als deine Feinde zu sehen, sondern sie einfach als Signale oder Hinweise zu betrachten.
Gesunder Umgang mit Gefühlen
Okay, wie kannst du also gesünder mit deinen Gefühlen umgehen?
Hier sind ein paar einfache Tipps für den Alltag, um deine Beziehung zu schwierigen Gefühlen zu verbessern:
1. Ersetze „negativ“ durch „schwierig“ oder „unangenehm“.
Das mag dir banal erscheinen, aber die Sprache, die wir wählen, prägt unsere Denkweise. Der Begriff „negativ“ trägt unausgesprochen eine ganze Menge an Urteil, und Bedrohung in sich – beides macht deine Gefühle noch schwieriger. Stattdessen kannst du neutraler sprechen:
2. Nutze ein Mantra: „Nur weil es weh tut, muss es nicht schlecht sein.“
Diese Sichtweise kann dir helfen, deine Haltung gegenüber schwierigen Gefühlen zu ändern. Und eine Perspektivänderung ändert oft alles. Sieh deine Gefühle als Signale an, die dir etwas Wichtiges sagen wollen, z. B.:
3. Unterscheide zwischen Fühlen und Handeln.
Emotionen kannst du nicht direkt kontrollieren, aber deine Handlungen schon. Wenn du anfängst, diese beiden Bereiche klar zu trennen, kannst du gezielt an deinem Verhalten arbeiten, ohne die Emotion selbst zu „bekämpfen“. Ein Beispiel:
Gefühle sind kein Problem
Schwierige Emotionen wie Angst oder Wut sind nicht deine Feinde. Sie sind nicht schlecht, und du bist nicht schlecht, weil du sie fühlst. Sie sind ein Teil von dir, genauso wie Freude oder Zufriedenheit, und sie wollen helfen – wenn vielleicht auch manchmal auf merkwürdige Weise.
Auch wenn wir uns auf kindliche Weise etwas anderes ersehnen – es gibt kein Licht ohne Schatten und die ganze Palette unserer Gefühle – ob angenehm oder weniger angenehm – gehört zu unserem Leben dazu. Das umfasst auch unangenehme Gefühle wie Angst, Wut, Traurigkeit, Ekel, Scham, Enttäuschung, Frustration und viele mehr. Gefühle sind einfach nur Gefühle und nicht prinzipiell „gut” oder „schlecht”.
Das kannst du am Wort „Ent-Täuschung“ ganz einfach sehen. Denn obwohl sich eine Enttäuschung nicht gut anfühlen mag, kann es eine sehr gute Sache sein, „ent-täuscht” zu werden, also sich von einer Täuschung zu befreien und wieder einen realistischen, klaren Blick auf etwas zu bekommen. Und dasselbe gilt für andere herausfordernde Gefühle auch. Wut kann dir anzeigen, welches deiner Bedürfnisse aktuell vielleicht nicht gedeckt sind und darum kannst du dich dann kümmern. Angst kann ein Hinweis sein, wovor du dich schützen sollst und dich an einen umsichtigen Umgang erinnern. Wenn du niemals traurig wärst, wie könntest du dann ein Glücksgefühl unterscheiden und erfahren?
Je offener und verständnisvoller du deinen Emotionen gegenüberstehst, desto weniger bedrohlich und umso intensiver werden sie dir vorkommen. So lernst du sie Schritt für Schritt als normalen Bestandteil deines Lebens anzunehmen und irgendwann sogar sie zu schätzen. #weildueswertbist
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