4 Regeln für ein gutes Selbstwertgefühl

Wie du deinen Selbstwert stärken kannst.

4 einfache Regeln für dich.

Man kann vermuten, dass sich beinahe jeder, ein gutes Selbstwertgefühl wünscht. Die Einzigen, die das nicht tun, sind vermutlich diejenigen, die es bereits besitzen. Aber was machen diese Menschen anders oder was haben sie anders gelernt als du und ich, die gelegentlich einmal an sich selbst zweifeln?

Was macht ein gesundes Selbstwertgefühl aus?

Was genau bedeutet es nun, einen gesunden Selbstwert zu haben? Das Grundprinzip ist nicht kompliziert: Wenn du einen gesunden Selbstwert hast, magst du dich selbst gerne – so wie einen lieben Freund. Das bedeutet auch, dass du dich mit dir selbst wohlfühlst und dich so annimmst, wie du bist.

Es bedeutet jedoch nicht, dass du perfekt bist oder sein müsstest, um dich zu mögen. Sondern, dass du dir sehr wohl bewusst bist, dass du Fehler und Schwächen hast, diese aber annimmst.

Was ist Selbstwertgefühl?

Auf der Basis eines guten Selbstwerts bist du dir also klar darüber, dass du gewisse Schwächen oder Fehler hast. Selbstwertgefühl zu haben bedeutet jedoch, dass du deine Schwächen und Fehler als Ausnahme siehst, und nicht als die Regel. Das ist der wesentliche Unterschied zu weniger selbstbewussten Menschen.

Menschen mit geringem Selbstwertgefühl hingegen mögen sich im Grunde nicht. Sie erkennen vereinzelt positive Aspekte an sich an. Unter anderem Dinge, die sie gut gemacht haben, oder für die sie von anderen gelobt wurden. Sie sehen aber ihre Schwächen und Fehler eher als die Regel an, und nicht als die Ausnahme.

Wie du deinen Selbstwert steigern kannst

Es gibt viele mögliche Ursachen für ein geringes Selbstwertgefühl und es mag sein, dass du schon lange damit zu kämpfen hast, es zu verbessern. Wichtig ist, dass du verstehst, dass du es verbessern und lernen kannst, dich selbst besser zu fühlen. Dafür habe ich dir meine Tipps zusammengestellt.

Zunächst kann ich dir sagen, dass du ein gutes Selbstwertgefühl nicht etwa dadurch aufbaust, indem du dir selbst sagst, wie toll du bist. Oder du dich vielleicht im Spiegel bewunderst. Warum nicht? Ganz einfach, weil dein Selbstwertgefühl kein vorübergehendes Gefühl ist. Es ist eine Überzeugung, die du mit der Zeit aufbauen kannst.

Das Selbstwertgefühl ist das Fundament unserer Existenz. Es ist der Glaube an unsere eigene Kompetenz, unsere Fähigkeit, in der Welt erfolgreich zu sein und unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen. Es ist das Vertrauen in unsere eigenen Werte und die Überzeugung, dass wir es verdienen, glücklich zu sein.

Nathaniel Branden

So wie du Talente trainierst und ausbaust, so kannst du auch dein Selbstwertgefühl aufbauen. Wie kannst du also ein besseres Selbstwertgefühl erlangen? Leider nicht von außen durch positive Sprüche, kluge Einsichten oder weise Worte deines Therapeuten.

Selbstwertgefühl erwirbst du dir durch konsequentes Handeln – indem du regelmäßig Dinge tust, auf die du stolz sein kannst. Hier sind meine Regeln, die dir helfen können, ein besseres Selbstwertgefühl aufzubauen.

1. Mache keine Versprechen, die du nicht einhalten kannst.

Ein häufiges Merkmal von Personen mit geringem Selbstwertgefühl ist, dass sie zu viel versprechen und ihre persönlichen Ziele nicht konsequent verfolgen. Zum Beispiel könntest du dir vornehmen, endlich abzunehmen und in Form zu kommen und dir einen Sixpack anzutrainieren. Du setzt dir also das Ziel, innerhalb der nächsten 3 Monate 15 Kilo abzunehmen – ein sehr ambitioniertes Vorhaben. Es wäre großartig, wenn es klappen würde! In deiner Vorstellung siehst du dich bereits im Bikini am Pool posieren, von Bewunderern umgeben, die deine Disziplin und das beeindruckende Ergebnis loben. Eine grandiose Vorstellung, oder? Motivierend und fantastisch.

Die Frage ist allerdings – wie realistisch ist das? Wie wahrscheinlich ist es, dass es dir gelingt übermäßig viel Gewicht in kürzester Zeit abzuwerfen, nachdem du es vielleicht schon dreimal erfolglos versucht hast?

Bild von Undraw

Das Problem damit ist: Wenn du dir ein überzogenes und unrealistisches Ziel setzt, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass du scheiterst und dich anschließend schlecht fühlst. Und das wird dein ohnehin schon geringes Selbstwertgefühl nur noch weiter herunterdrücken.

Als eine bessere Strategie bietet es sich an, bei persönlichen Zielen, dir weniger zu versprechen und mehr zu liefern. Du könntest dir etwa das Ziel setzen, im Laufe eines Monats 1 Kilogramm abzunehmen und es für einen weiteren Monat zu halten.

Das klingt nicht so gigantisch und aufregend. Aber deine Chancen, es tatsächlich zu erreichen, wären viel höher. Wenn es dir gelingt, ermöglicht es dir viel eher, ein echtes Gefühl von Stolz und Zufriedenheit zu empfinden und so dein Selbstwertgefühl zu verbessern.

Ein Schlüssel zur Verbesserung deines Selbstwertgefühls besteht also darin, deine Versprechen an dich selbst einzuhalten. Und der Trick, um deine Versprechen an dich selbst einzuhalten, besteht darin, bescheidene und erreichbare Ziele zu setzen. Damit schaffst du dir einen positiven Kreislauf, in dem kleine Ziele zu Stolz und Vertrauen führen, die dir dann helfen, immer größere Ziele zu erreichen.

2. Bitte um Hilfe, wenn du sie brauchst, nicht weil du sie willst.

Ein weiteres Merkmal, das man häufig bei Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl beobachten kann, ist, dass sie oft um Hilfe bitten … regelmäßig!

Grundsätzlich ist daran nichts verkehrt. Tatsächlich ist die Fähigkeit, um Hilfe zu bitten, wenn man sie wirklich braucht, eine tolle Möglichkeit, die viele Menschen nutzen sollten, anstatt alles im Alleingang lösen zu wollen.

Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Bitten um Hilfe, wenn man sie wirklich braucht und dem Bitten um Hilfe einfach nur, weil man sie will. Zum Beispiel:

  • Nehmen wir an, du bekommst eine Aufgabe bei der Arbeit, z. B. eine Wettbewerbsanalyse zu erstellen.
  • Das Problem ist, dass du noch nie eine Wettbewerbsanalyse erstellt hast. Verständlicherweise hast du ein bisschen Angst, du könntest es vermasseln und dass andere mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind.
  • Um deine Angst in den Griff zu bekommen, schickst du einem Kollegen eine E-Mail und fragst, ob er dir beibringen kann, wie man das macht.
  • Beachte bitte: Du bittest um Hilfe aufgrund eines Gefühls – in diesem Fall Angst – nicht weil du tatsächlich Hilfe benötigst. Denn wie weißt du, ob du Hilfe benötigst, wenn du noch überhaupt nichts selbst versucht hast?
  • Stattdessen könntest du zum Beispiel 20 Minuten online verbringen und nach Beispielen für Wettbewerbsanalysen suchen oder ein YouTube Tutorial anschauen. Oder du könntest einen ersten Entwurf erarbeiten und dann um Feedback bitten, anstatt dein Problem sofort auf die Schultern eines anderen Menschen zu verlagern.
  • Du kannst also prinzipiell erst dann entscheiden, ob du wirklich Hilfe benötigst, wenn du vernünftige Schritte unternommen hast, um die Aufgabe selbst zu lösen oder zu lernen.

Ein Bereich, in dem dieses Bitten um Hilfe, weil du es willst und nicht, weil du es benötigst, oft vorkommt, ist der Umgang mit schwierigen Gefühlen. Zum Beispiel:

  • Nehmen wir an du fühlst dich nervös, weil dein Partner:in dir eine Nachricht schicken sollte, nach der Landung mit dem Flieger.
  • Es sind bereits 10 Minuten vergangen seit er gelandet sein sollte und du hast noch nichts von ihm gehört.
  • Du beginnst Katastrophen zu imaginieren und dir alle möglichen Worst-Case-Szenarien auszumalen. Und als Resultat nimmt deine Angst zu.
  • Also rufst du sofort deine beste Freundin an in der Hoffnung, dass sie dich beruhigen kann.

Die Beruhigung deiner Freundin mag dir guttun, aber hast du wirklich ihre Hilfe gebraucht, um mit deiner Angst umzugehen?

Durch das verfrühte Bitten um Hilfe, bevor du überhaupt versucht hast, deine Gefühle selbst zu regulieren, signalisierst du deinem Gehirn, dass du diese schwierigen Situationen nicht bewältigen kannst. Folglich fängt dein Gehirn an zu glauben, dass du keine der herausfordernden Situationen des Lebens bewältigen kannst. Anders ausgedrückt: Du baust dir selbst ein Bild von dir auf als jemand, der unfähig ist. Ist es folglich überraschend, dass dein Selbstwertgefühl niedrig ist?

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Eine der besten Möglichkeiten dein Selbstwertgefühl zu verbessern besteht darin, den Drang nach unmittelbaren Hilfegesuchen zu widerstehen. Stelle sicher, dass du zuerst dein Bestes gibst, um das Problem selbst zu lösen oder die Situation selbst zu bewältigen, bevor du das jemand anderem auflädst oder überlässt.

Dies wird einen positiven Zyklus von Handlung und Vertrauen schaffen, der dein Selbstwertgefühl auf einem gesunden Niveau hält – unabhängig davon, ob du das Problem selbst oder mit Hilfe lösen konntest.

3. Stoppe unproduktive, gedankliche Selbstgespräche

Es gibt eine wichtige grundlegende Tatsache der menschlichen Psychologie und es erstaunt mich immer wieder, wie wenige Menschen diese begreifen:

Nur weil man einen Gedanken hat, muss man ihn nicht weiter verfolgen und ihm nicht glauben. Lies dazu auch den Artikel G. N. A. D. E.

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Hier ein paar Beispiele dazu:

  • Nur weil du dir darüber Gedanken machst, was jemand anders von dir denkt, bedeutet das nicht, dass du dir gleich 15 andere negative Dinge vorstellen solltest, die diese Person vielleicht über dich denken könnte. Du könntest den Gedanken einfach fallen lassen und dir klarmachen, dass du ohnehin nicht wissen kannst, was jemand anders über dich denkst. Solche Gedanken sind also sinnlos und rein hypothetisch.
  • Nur weil dir eine Erinnerung an ein traumatisches Ereignis aus der Vergangenheit in den Sinn kommt, bedeutet das nicht, dass du dir dieses Ereignis immer wieder herholen musst, indem du an spezifische Details denkst und darüber grübelst. Du könntest es einfach ruhen lassen.
  • Nur weil dich ein beiläufiger Kommentar deines Partners:in an einen Fehler vor 10 Jahren erinnert, bedeutet das nicht, dass du das Szenario noch einmal in deinem Kopf durchspielen musst. Es ist nicht nötig, zu grübeln, was du hättest anders machen können oder welche Auswirkungen dies auf eure Beziehung gehabt haben mag. Du könntest es einfach ruhen lassen, denn die Vergangenheit ist vorbei und du kannst sie ohnehin nicht mehr ändern. Kehre also mit deinen Gedanken ruhig in die Gegenwart zurück.

Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Wenn dir etwas Schmerzhaftes aus der Vergangenheit in den Sinn kommt, ist jeder versucht, sich damit auseinanderzusetzen – und Selbstgespräche loszutreten, die zu noch mehr negativen Gedanken führen können.

Aber nur weil es schwierig ist, heißt das, nicht, dass es unmöglich ist. Es bedeutet nur, dass du Übung benötigst.

Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl glauben häufig, dass sie wenig bis keine Kontrolle über den Inhalt ihres Geistes haben – besonders schmerzhafte Gedanken und Erinnerungen. Und obwohl es wahr ist, dass man nicht immer kontrollieren kann, wann einem welche Gedanken in den Sinn kommen, hat man immer die Kontrolle darüber, ob man sich darauf einlassen will. Oder ob du dich stattdessen entscheidest, deine Aufmerksamkeit und deinen Fokus auf etwas Produktiveres und Hilfreicheres zu richten.

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Ein gesundes Selbstwertgefühl hängt davon ab, wie gut du deine Aufmerksamkeit lenken kannst. Und ein großer Teil davon bedeutet, dich nicht zum Opfer deiner eigenen Gedanken machen zu lassen. Nimm deine Gedanken wahr. Akzeptiere, dass sie da sind, aber lasse dich nicht darauf ein, einen internen Dialog zu führen, wenn dir dieser nicht guttut.

4. Vertraue deinen Werten, nicht deinen Gefühlen.

Wenn du an all die Menschen denkst, die du wirklich bewunderst – von historischen Persönlichkeiten wie Martin Luther King Jr., Mahatma Gandhi hin zu dem Nachbarn, der sich kontinuierlich sozial engagiert oder den Umweltschutz unterstützt – dann gibt es wahrscheinlich eine Sache, die sie alle gemeinsam haben:

Sie tun das Richtige, auch wenn es schwierig ist.

Sie wehren sich gegen Tyrannen und Angreifer, obwohl sie sich in Gefahr befinden; sie sagen die Wahrheit, auch wenn es unpopulär ist; sie stehen auf und tätigen unbeliebte Dienste, auch wenn sie stattdessen gerne Ihre Freizeit genießen würden.

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Mit anderen Worten: Wir bewundern Menschen, die in der Lage sind, ihre Gefühle und Emotionen (Angst, Unbehagen, Beliebtheit) beiseitezulassen und sich stattdessen für ihre Werte zu entscheiden.

Was die Quelle unserer Bewunderung für Vorbilder und Helden ist, ist auch die Quelle unserer Wertschätzung für uns selbst. Wenn du also mit einem andauernden niedrigen Selbstwertgefühl zu kämpfen hast, lohnt es sich, diese Frage zu stellen:

Was tue ich, wenn meine Gefühle und meine Werte in Konflikt geraten?

Hier ein paar Beispiele zur Veranschauung:

  • Wenn du dich in einer Diskussion durchsetzen willst, dies aber mit deinem Wert von Mitgefühl kollidiert, wofür entscheidest du dich dann?
  • Wenn du Lust hast, eine zweite Portion Eis zu essen, dies aber mit deinem Wert von Gesundheit kollidiert, wofür entscheidest du dich dann?
  • Was wählst du, wenn du abends Lust bekommst, zu chillen und fernzusehen, dies aber im Widerspruch zu deinem Wert von Kreativität und der damit verbundenen Absicht steht, an deinem Roman zu arbeiten?

Auch wenn du dir schon bewusst bist, dass du dazu neigst, deine Werte zugunsten deiner Gefühle zu kompromittieren, ist es natürlich trotzdem noch schwierig, Werte über Gefühle zu stellen. Aber häufig gehen wir unüberlegt Kompromisse bezüglich unserer Werte ein und folgen unseren Gefühlen, weil wir eine einfache, aber gefährliche Überzeugung haben:

Wir denken, es ist gut, seinen Gefühlen zu vertrauen. – Falsch!

Es ist gut, auf seine Gefühle zu hören. Aber ihnen unreflektiert zu vertrauen, ist ein Rezept für Unglücklichsein und geringes Selbstwertgefühl.

Deine Werte hingegen sind viel vertrauenswürdiger!

  • Wenn du auf Mitgefühl als deinen Wert vertraust, führt das viel eher zu einem gesunden Selbstwertgefühl als wenn du blind deinem Ärger folgst.
  • In Mut als deinen Wert zu vertrauen führt viel eher zu einem gesunden Selbstwertgefühl, als dem Gefühl der Angst zu folgen, das spontan aufkommt.

Wir können nicht durchgehend perfekt aufmerksam und rational sein. Das bedeutet, dass wir oft schnelle Entscheidungen treffen und auf etwas vertrauen müssen. Die Frage ist doch aber, wenn deine Gefühle mit deinen Werten konkurrieren und du dich für einen entscheiden musst, wer wird das sein?

Du siehst also, es ist nicht so, dass man ein gutes Selbstwertgefühl hat oder eben nicht hat – du kannst ganz aktiv Einfluss darauf nehmen, deinen Selbstwert aufzubauen und zu stärken. Du kannst direkt heute damit anfangen, indem du versuchst, diese einfachen Regeln für dich anzuwenden. #weildueswertbist

Wichtig ist – hab Spaß dabei und sieh es nicht als einen Test an oder eine Prüfung, die du bestehen musst. Fehler sind erlaubt und erwünscht, um durch sie zu lernen. Wir sind nicht perfekt (das wäre auch furchtbar langweilig…..!), sondern wir sind alle Lernende. Sieh das Ganze spielerisch an und experimentiere damit. Dann kannst du beobachten, was für dich zuverlässig funktioniert und das, was funktioniert, immer mehr in deinen Alltag einbauen. #sogehtgesund

Categories: Lifestyle & Psyche
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