Die illusorische Seite der Angst – eine etwas andere Weihnachtsgeschichte
Und die Engel sprachen „Fürchtet euch nicht“.
Eine weihnachtliche Geschichte von Angst und Vertrauen.
Der eigentliche Grund, warum wir Weihnachten feiern, wird in der Bibel beschrieben. Es ist die Geburt Jesu, als Sohn von Flüchtlingen, der im alten Testament* als Heiland und Retter prophezeit wurde, geboren in einem bescheidenen (um nicht zu sagen heruntergekommenen) Stall in Bethlehem.
*der Teil der Bibel, der vor Jesu Geburt geschrieben wurde.
Ich möchte hier aber nicht auf die ganze Geschichte, sondern nur auf die direkte Ankündigung des Ereignisses eingehen, und was sie vielleicht gerade in jetzigen Zeiten für eine Botschaft und Bedeutung für uns haben kann.
Der Stall war nicht gerade ein Hotspot der Massen, und eigentlich haben auch nur 3 Weise aus dem Morgenland, die einem prophezeiten Zeichen (Stern) folgten, sich dafür interessiert. Ansonsten blieb dieses Ereignis zunächst von der Masse, den Schriftgelehrten (heute Experten genannt) und den Medien völlig unbeachtet. Es gab aber eine Gruppe von Personen, die von dem Ereignis erfuhren, und das waren Hirten auf dem Feld in der Umgebung des Stalls.
Eine Botschaft zur Befreiung von Angst
Diesen Hirten erschienen „Engel des Herrn“, wie in Lukas 2 nachzulesen ist. Die Engel sagten zu den Hirten, „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr. (Luther Übersetzung) Danach erschienen “himmlische Heerscharen“, lobten Gott, und die Engel verschwanden wieder Richtung Himmel.
Ungewöhnlich? Ja, unbedingt. Nicht jeder begegnet einem Engel oder sogar gleich ganzen Scharen davon. Auf jeden Fall hätten die Hirten allen Grund gehabt, sich vor Wesen zu fürchten, die sie noch nie zuvor gesehen haben, von denen sie nichts wussten, auch nicht, ob sie gut- oder bösartig sind, und vor himmlischen Heerscharen , die vermutlich ganz schön laut waren beim Jubilieren.
Sie hätten ja den Engeln auch nicht unbedingt glauben müssen. Aber die Hirten gingen zur Krippe, um das prophezeite Kind zu sehen und zu ehren, und danach verbreiteten sie in der Stadt die Botschaft dessen, was ihnen passiert war.
Sie riskierten, dass die anderen sie entweder für irre hielten, sie diffamierten, als Verrückte, Schizophrene, Spinner, oder ähnliches verschrien, oder vielleicht auch wutentbrannt aus der Stadt trieben. Ob die Hirten diese Angst oder Befürchtungen hatten, wird uns nicht berichtet. Aber offensichtlich hat das Ereignis so großen Einfluss gehabt, dass sie, Angst hin oder her, nicht anders konnten, als darüber zu reden. Und damit waren sie die Ersten, die dazu beitrugen, dass noch heute Jesu Geschichte erzählt wird.
Was war das Erste, was die Engel den Hirten sagten? Genau: „Fürchtet euch nicht!“
Interessant ist, dass in der Bibel sehr oft steht „Fürchtet euch nicht“. Das sagten Engel, Propheten, Jesus selbst und auch Gott. Immer und immer wieder. In allen Situationen, in denen Menschen Anlass hatten, sich zu fürchten. Über 300 Mal steht „Fürchte dich nicht, in der Bibel, quasi für jeden Tag des Jahres einmal.
Was geht dich das an? Angst und Befürchtungen
Warum ist das wichtig, und was hat es mit dir, mit uns heute zu tun? Hast du dich in letzter Zeit einmal gefürchtet, sprich hattest du Angst? Angst zu scheitern? Angst, die Gasrechnung nicht bezahlen zu können? Angst, dein Geld zu verlieren? Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren? Angst, Erwartungen nicht zu entsprechen? Angst vor Versagen, Ausgrenzung, Streit, Konflikt, Krisen, Depression, Verlust, Krieg, Tod, Umwälzung, Naturkatastrophen, Klimawandel, Betrug, Verrat, Einsamkeit, Krankheit, Viren, Ansteckung, Gewalt, Ohnmacht?
Es gäbe noch etliche andere Ereignisse, vor denen du Angst haben könntest. Es gibt unzählige Ereignisse, vor denen wir Angst haben.
Körperliche Folgen der Angst
Was macht das mit dir, Angst zu haben? Man weiß, was Angst mit uns körperlich macht. Sie aktiviert zunächst einen Teil unseres vegetativen Nervensystems (nicht willentlich beeinflussbar): den sogenannten Sympathikus. Dieser versetzt uns in einen „Kampf oder Flucht“ Modus und bewirkt unter anderem:
Arten der Angst
Es ist zunächst wichtig, dass es unterschiedliche Arten der Angst gibt. Erstens eine ganz konkrete Angst angesichts einer unmittelbaren Bedrohung. Also archaisch gesehen z. B. wenn ein Neandertaler auf ein (wütendes) Mammut traf, das ihn angriffslustig ansah. In solchen Situationen ist Angst sinnvoll und notwendig und ein ganz natürlicher Schutzmechanismus. Denn sie bringt dich ins Handeln. Und für solche Situationen ist der Sympathikus eigentlich da. Denn jetzt musst du schnell eine Entscheidung treffen.
Bekämpfe ich das Mammut und hol es mir zum Abendessen (es ist ein ziemlich großes Mammut …)? Oder laufe ich so schnell ich kann davon und verstecke mich irgendwo, wo das Mammut keinen Zugang hat (denn es ist ein ziemlich großes Mammut ….)? Und ein großer Teil der oben genannten körperlichen Reaktionen auf Angst ist dann absolut notwendig. Denn deine Muskeln geben dir Kraft, der erhöhte Puls lässt dich schneller laufen oder vehementer kämpfen, dein erweitertes Sehfeld verleiht dir einen Überblick der Situation und so weiter. Absolut sinnvoll. Und lebensrettend.
Darüber hinaus hat diese Angst Konsequenzen, nämlich, dass du handelst. Du kämpfst, wehrst dich, rennst um dein Leben oder wirst anderweitig aktiv. Und was macht das? Das macht, dass das Adrenalin (Stresshormon), das dein Körper ausschüttet, durch die Aktion wieder abgebaut wird. Und dadurch kannst du, nachdem die Bedrohung überstanden ist, wieder in ein hormonelles Gleichgewicht kommen, und der Parasympathikus (Gegenspieler des Sympathikus) wird aktiviert. Und dieser Teil des vegetativen Nervensystems ist für Ruhe, Erholung, Regeneration und Reparaturvorgänge im Körper zuständig.
Es gibt aber auch eine andere Art der Angst, und das ist eine hypothetische Angst. Hypothetisch bedeutet, diese Angst beruht auf einer Annahme, Theorie, Vermutung oder Vorhersage. Diese Angst ist anderer Natur und weniger konkret, denn es handelt sich nicht um eine Bedrohung genau hier und jetzt, die dich zum Handeln zwingt.
Diese Angst verursacht aber genau dieselben Prozesse und Auswirkungen, wie die konkrete Angst. Nur dass du nicht kämpfst oder wegläufst, und damit baust du kein Adrenalin ab, die Angst findet kein unmittelbares Ende (du bist sicher im Versteck o. ä.), denn die Gründe für die hypothetische Angst sind immer noch da. Und das bedeutet, es ist viel schwieriger, den Parasympathikus zu aktivieren, ein hormonelles Gleichgewicht herzustellen und wieder in eine Erholungs- und Entspannungsphase zu kommen. Und das kann sehr viel Stress verursachen. Hier kann ein Teufelskreis entstehen. Es entsteht ein Übergewicht des Sympathikus gegenüber dem Parasympathikus.
Denn das Leiden unter der Angst bleibt eventuell so lange bestehen, bis wir herausfinden, ob die Angst berechtigt ist oder nicht, d. h. die Befürchtung sich bewahrheitet oder auch nicht. Und häufig weiß man nicht genau, wann das sein wird.
Verortung in der Zeit
Was hat das ganze mit der Zeit zu tun? Sehr viel. Wenn du einmal überlegst, wo du dich in deinen Gedanken so herumtreibst, dann wirst du feststellen, es gibt drei Möglichkeiten. Entweder du bist gedanklich in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft. Das ist, was ich mit Verortung in der Zeit meine.
Wenn du Lust hast, kannst du ruhig einmal beobachten, wo du dich am meisten gedanklich bewegst, denn das ist durchaus interessant, und kann dir helfen, ein bewussteres Leben zu führen (davon schreibe ich ein anderes Mal mehr …..).
Schauen wir uns das einmal an. Die Eigenschaft der Vergangenheit ist, dass sie vorbei ist. Das bedeutet, du kannst sie nicht mehr verändern. Sie ist, was sie war, und da lässt sich nichts dran drehen oder wegzaubern. Wir können uns also an angenehme oder unangenehme Erlebnisse erinnern, und wir können uns daran erfreuen, oder darüber traurig sein, aber das ändert nichts an unserer Vergangenheit.
Wie ist das mit der Gegenwart? Die Gegenwart ist jetzt, genau jetzt, in diesem Augenblick, wenn du diese Zeilen liest. Und was ermöglicht dir die Gegenwart? Jetzt genau jetzt, die Gedanken zu denken, die du denken willst, zu entscheiden, zu handeln, wie du handeln möchtest, zu sagen, was du möchtest. Genau jetzt lachst du, oder weinst du, hast schöne oder weniger schöne Gefühle und Gedanken, atmest und lebst.
Hier findet dein Leben statt. Und hier hast du maximale Einflussmöglichkeit und Entscheidungs- und Handlungsfreiheit.
Die konkrete Angst in der Gegenwart
Und hier ist die konkrete Angst verortet. In der Gegenwart, angesichts einer unmittelbaren Bedrohung für dich und dein Leben. Und dann entscheidest du, wie du dieser Bedrohung begegnest und setzt deine Gedanken- und Muskelkraft und deine Fähigkeiten ein, um eine Lösung zu finden und mit dem fertig zu werden, was dir im Jetzt begegnet.
Wie steht es demgegenüber mit der Zukunft? Die Zukunft ist ungewiss. Keiner weiß, wie sie sein wird. Sie kann sich ständig ändern. Experten versuchen sie vorherzusagen, aber oft kommt es ganz anders als erwartet. Häufig gibt es die Zukunft beeinflussende Faktoren, die wir nicht berücksichtigen, oder die wir nicht kennen. Wir können versuchen, die Zukunft ein bisschen zu beeinflussen, indem wir uns zum Beispiel Ziele setzen, auf die wir hinarbeiten. Aber die Zukunft kann trotzdem anders sein, als wir sie uns vorstellen. Sie ist ewig wandelbar und liegt im Verborgenen. Oder wie Ringelnatz es ausdrückte:
Die hypothetische Angst in der Zukunft
Und in der Zukunft ist die hypothetische Angst verortet. Vielleicht kannst du deine Gasrechnung nicht bezahlen, vielleicht wirst du krank, vielleicht musst du eine Krise erleben. Aber vielleicht auch nicht. Die Chancen stehen 50/50. Und was genau ändert deine Angst im Jetzt daran, ob deine Befürchtung wahr wird, oder nicht? Nichts? Genau.
Sie bewirkt nichts an dem potenziellen Ausgang deiner hypothetischen Angst. Aber sie ändert alles Mögliche daran, wie du dich fühlst, wie viel Energie du für deine Angst verbrauchst, wie viel Balance du hast, wie viel Stresshormone in deinem Körper ausgeschüttet werden, wie gut du schläfst, in welchem Zustand sich dein Körper befindet und so weiter.
Beobachte deine Ängste
Der erste und wichtigste Schritt einer Bewältigungsstrategie oder eines gewünschten Änderungsprozesses ist die Beobachtung. Denn was man nicht wahrnimmt, kann man nicht ändern. Also ist es als erster Schritt hilfreich, deine Ängste zu beobachten und zu definieren. Hier drei hilfreiche Schritte:
Was kosten deine Ängste?
Betrachte dann die Liste der hypothetischen Ängste und schreibe auf, was sie dich kosten.
Dazu könntest du dir zum Beispiel die folgenden Fragen stellen:
Hilfreiche Fragen zu hypothetischen Ängsten
Wenn du das Gefühl hast, die Liste, was dich diese hypothetischen Ängste kosten ist komplett, betrachte sie genau. Du könntest dir die folgenden Fragen stellen, um deine Ängste besser kennenzulernen:
Es geht nicht darum, deine Ängste künstlich „wegzumachen“, sondern dir einen bewussten Umgang mit ihnen zu ermöglichen. Wir alle haben einen gewissen Spielraum, in dem wir unsere Gedanken beeinflussen können und Entscheidungen treffen, wie wir etwas wahrnehmen, bewerten und leben möchten. Diesen Spielraum auszuweiten, könnte dir ein Gefühl von mehr Freiheit verschaffen.
Fürchte dich nicht
Was hat die Botschaft der Engel für uns heute zu bedeuten?
Ich denke, als Erstes hat sie zu bedeuten, dass wir Menschen Angst haben. Offensichtlich war das den himmlischen Wesen klar. Oder wie Jesus später sagt „in der Welt habt ihr Angst, ich aber habe die Welt überwunden“. (Joh. 16.33) Uns fällt es nicht so leicht, die Angst zu überwinden. Selbst wenn uns logisch gesehen klar ist, dass unsere Ängste häufig illusorisch sind. Die Logik ist nur eine Seite der Medaille und kann uns nicht zwingend sofort von unseren Ängsten befreien.
Ängstliche Gedanken können trotzdem immer wieder kommen. Und kontinuierliche Gedanken verursachen in uns Emotionen, und Emotionen beeinflussen Gewohnheiten und mit Gewohnheiten identifizieren wir uns und schon drehen wir uns im Kreis (über diese Mechanismen schreibe ich ein andermal …).
Vertrauen üben
In der Botschaft der Engel ist meiner Meinung nach noch etwas anderes beinhaltet, ein Aufruf zum Vertrauen. Den Hirten gelingt das, denn sie vertrauen ihrem Gefühl, lassen die Freude zu, und erzählen von ihrem Erlebnis trotz möglicher negativer Reaktionen seitens ihrer Mitmenschen. Nicht immer wissen wir, wie eine Situation zu bewerten ist. Aber wir haben auch Sensoren, die uns sagen können, es ist gut und angebracht zu vertrauen.
Nicht alles im Leben müssen wir selber lösen, klären oder aus dem Weg räumen. Manchmal geschieht das auch ganz von alleine, völlig unerwartet und ohne unser Zutun. In diesem Zusammenhang kannst du dir einmal folgende Fragen beantworten:
Mark Twain hat dazu Folgendes gesagt.
Auch wenn wir es oft nicht wahrhaben, wird uns im Leben vieles geschenkt. So wie das Leben selbst.
Freuet euch
Was der Engel auch sagte, ist: „Ich verkündige euch große Freude“. Also direkt im Anschluss an die Aufforderung, sich nicht zu fürchten, folgt ein Aufruf zur Freude. Und wenn wir an die Hirten denken, hat die Freude sie dazu gebracht, weiterzuerzählen, was sie erlebt haben – ohne Angst. Denn wo Freude ist, hat es die Angst schwer, sich auszubreiten.
Deshalb ist Freude ein gutes Gegenmittel gegen Ängste. Und mal ehrlich, haben wir nicht täglich jede Menge Gründe, uns zu freuen? Hast du ein Dach über dem Kopf? Hast du genug zu essen? Freu dich. Hast du Familie, Freunde, Kinder, eine Arbeitsstelle, Gedankenkraft, Körperkraft, geistige Fähigkeiten, Talente? Dann freu dich. Wenn du hierzu mehr Inspirationen möchtest, lies den Artikel Count your blessings.
Grund zur Freude
Solange Atem in uns ist, haben wir Grund zur Freude. Denn das Leben ist dein größtes Geschenk. Probleme, Krisen und auch Ängste sind ein natürlicher Bestandteil allen Lebens und jeder erlebt sie. Uns ist Kraft gegeben, mit diesen umzugehen und Schritt für Schritt dazuzulernen und an ihnen zu wachsen und zu reifen. Vielleicht geht es dir (wie mir :)) manchmal nicht schnell genug. Aber wir leben und lernen. Und das ist immer ein Grund zur Freude. Wenn selbst das nicht hilft, dann singe ein fröhliches Lied. Denn ich habe einmal gelesen, dass man keine Angst haben kann, wenn man etwas Fröhliches singt. Probiere das ruhig einmal aus, ich finde, es stimmt (oder wenn du nicht singen magst, höre ein fröhliches Lied an). Und sei gnädig mit dir und verurteile dich nicht dafür, dass du Ängste hast. Niemand ist davor gefeit oder absolut angstfrei.
Zusammenfassend, kann ich dir zusätzlich zu den oben stehenden Fragen aus meiner Erfahrung die folgenden Inspirationen und Ideen mitgeben. Vielleicht hast du ja Lust, das ein oder andere davon auszuprobieren #weildueswertbist.
Teile doch deine Erfahrungen mit uns, wie es dir damit geht und welche guten Ideen du noch hast für den Umgang mit Ängsten.
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