Was macht einen guten Therapeuten aus?

Woran du einen guten Therapeuten erkennen kannst und was du davon hast.

Wegweisende Kriterien, die dir bei der Auswahl deines Therapeuten hilfreich sein können.

Was ist ein Therapeut?

Nach der ursprünglichen Wortbedeutung des griechischen therapeia heißt Therapie „das Dienen“, „das Helfen“ und „das Begleiten“ des Patienten. Das bedeutet zunächst einmal, dass ein Therapeut dich auf deinem Weg der persönlichen Gesundung begleitet und dir Hilfestellung leistet, wie du Gesundung erreichen kannst.

Darüber hinaus bedeutet es meiner Meinung nach auch, dass er dich als Mensch ebenbürtig behandelt und respektiert, auch wenn er dir in seinem Fachgebiet überlegen ist. 

Motivation ist essenziell

Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay

Die Motivation eines Therapeuten ist wichtig. Denn es gibt zwei Seiten, die zu beachten sind. Einerseits hat ein Therapeut natürlich wirtschaftliche Interessen, denn er lebt ja von der Ausübung seines Berufes. Daher muss er oder sie natürlich so kalkulieren, dass am Ende des Monats genug zum Leben übrig bleibt, als Anerkennung seiner Expertise und seiner Dienstleistungen. Das bedeutet auch, dass er daran verdient, dass du krank oder behandlungsbedürftig bist. Dir dabei zu helfen, wieder gesund zu werden, steht also im Widerspruch zum wirtschaftlichen Interesse des Verdienens. 

Deshalb zeichnet sich meiner Meinung nach ein guter Therapeut zuallererst dadurch aus, dass das Patientenwohl über den wirtschaftlichen Interessen steht. Kurz gesagt, sollte es das Ziel des Therapeuten sein, sich selbst wegzurationalisieren, damit du nicht mehr oder selten zu ihm kommen musst, in Einklang mit deinem Ziel. (Es gibt auch Gründe für eine längerfristige Begleitung, das hängt davon ab, welchen Level von Gesundheit du wünschst und das sollte individuell besprochen werden). 

Wenn es dir besser geht und die Therapie anschlägt, wird der Therapeut sich also aufrichtig freuen. Er sollte dir im Laufe der Zeit auch eine Einschätzung geben, wie seine Strategie aussieht und mit welcher Therapiedauer du ungefähr rechnen kannst. Als grobe Einschätzung gilt hier, dass Gesundung ca. ein Drittel so lange dauert, wie die Entstehung der Gesundheit gedauert hat. 

Wer sich als Heiler versteht, hat Heilung nicht verstanden

Ein Verständnis davon, wie Heilung funktioniert ist wichtig, denn wer sich als Heiler bezeichnet, hat Heilung nicht verstanden. Heilung kommt nicht von extern, und kann nicht von einer dritten Person auf dich übertragen werden. Der Körper heilt, nicht der Therapeut. Er gibt nur Hilfestellung und begleitet. Er diagnostiziert, analysiert und entwickelt eine Strategie, um die Ursachen deiner Erkrankung zu beseitigen. Dysbalancen auszugleichen, nötige Änderungen im Lebensstil anzuregen. Und er entscheidet, welche Reize sinnvoll sind, um den Körper in seiner Arbeit der Heilung bestmöglich zu unterstützen. Die Heilung aber macht dein Körper selbst. Wer von sich behauptet, ein Heiler zu sein, ist nach unserem Verständnis nicht seriös. 

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Daher bleibt die Verantwortung für deine Gesundheit bei dir, und liegt nicht beim Therapeuten, denn ob es dir gefällt oder nicht, du hast sehr viel mit deiner Gesundheit zu tun. Von dir und deinem Umsetzen der Therapie und den nötigen Änderungen hin zu einem gesünderen Leben hängt der Therapieerfolg größtenteils ab. Wer z. B. nicht umsetzt, was empfohlen ist, oder trotz besserem Wissen immer wieder Dinge tut, die seine Gesundheit belasten und verschlechtern, wird die Konsequenzen selbst tragen müssen.
Der Vorteil ist, wenn du die Therapie umsetzt, und z. B. Änderungen bewirkst hin zu einem gesünderen Leben, erntest du auch die Früchte für deine Anstrengungen und für den Erfolg der Therapie. Die Entscheidung liegt bei dir.

Ein guter Arzt muss vor allen Dingen ein guter Mensch sein.

Paracelsus

Ein guter Mensch

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Wie bereits Paracelsus treffend formulierte, sollte ein guter Arzt bzw. Therapeut vor allen Dingen ein guter Mensch sein. Das beinhaltet, dass er Respekt vor allem Leben hat, und immer die oberste Prämisse jeglichen Arztes oder Therapeuten – Primum non nocere = Zuerst nicht schaden – gewährleistet (elementarer Grundsatz des hippokratischen Eids, den jeder Arzt schwört). Vor allen Dingen muss ein Therapeut daher immer darauf achten, dass er nicht schadet und den Zustand des Patienten auf keinen Fall verschlimmert.

Das ist aber nur das MINIMUM, was ein Therapeut gewährleisten sollte, denn natürlich ist das Ziel genau das Gegenteil davon, nämlich zu nützen, zu verbessern, zu stabilisieren, negative Folgen zu verhindern und Heilung zu unterstützen (vorausgesetzt das ist im Sinne des Patienten. Was unter uns gesagt nicht immer der Fall sein muss, aber das ist ein anderes Thema). 

Darüber hinaus sollte ein Therapeut auch jedem Patienten mit derselben Aufmerksamkeit und Haltung des Respekts begegnen – völlig unabhängig von Titeln, finanziellem oder gesellschaftlichem Status, privater oder gesetzlicher Versicherung und auch unabhängig von Empathie oder Antipathie. Natürlich kann man nicht ausschließen, dass einem nicht jeder gleich sympathisch ist. Das ändert aber nichts daran, dass der Patient, der zu einem kommt, gute Gründe hat zu kommen, und damit dieselbe Sorgfalt, Zeit, Aufmerksamkeit und Betreuung verdient wie jeder andere auch.  

Ein guter Zuhörer

Ein guter Therapeut zeichnet sich dadurch aus, dass er ein guter Zuhörer ist. Jeder Mensch hat seine eigene Art, sich auszudrücken und zu verdeutlichen, worum es ihm geht, was seine Geschichte ist, und wohin er sich entwickeln möchte, d. h. was das Ziel der Behandlung sein soll. Ein Therapeut, der nicht zuhört, wird als Konsequenz dein Ziel und deine Bedürfnisse nicht verstehen und folglich sein Handeln auch nicht daran ausrichten können. 

Ein Therapeut sollte daher nach einer ordentlichen Anamnese (Aufnahme des Patientenstatus) die folgenden Fragen beantworten können: 

1. Warum ist der Patient hier? 

Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum Menschen zu einem Therapeuten gehen, auch wenn man oberflächlich betrachtet vermuten könnte, dass alle denselben Grund – den Wunsch nach Gesundung – haben, der zumindest unterschwellig auch sicherlich bei allen zu finden ist. Menschen sind aber sehr unterschiedlich, und so auch die Beweggründe zum Therapeuten zu gehen. Um nur einige Beispiele zu geben: 

Manche möchten v.a. in ihrem Leid verstanden werden, manche wünschen sich vor allem Empathie. Andere arbeiten bereits an ihrer Gesundheit und möchten ihre Maßnahmen mithilfe eines Experten überprüfen und adaptieren. Manche Menschen wünschen sich, zunächst einmal den Glauben an Gesundung wieder zurückzubekommen, den sie irgendwo auf dem Weg von Arzt zu Arzt, oder Klinik oder Experten usw. verloren haben. Manche sind nur „Besucher“ und möchten einfach über ihr Problem reden und ein wenig „jammern“, und dass jemand zuhört.

Es gibt auch Patienten, die einfach ihre Annahme bestätigen möchten, dass ihnen nicht zu helfen ist, oder ihr Fall zu schwierig ist, um gelöst werden zu können. Manche suchen einen Retter, der die Verantwortung für ihre Probleme übernimmt und sie so entlastet. Es gibt auch Patienten, die nach jemandem suchen, der ihnen mal ordentlich die Meinung pustet, und sie wieder auf Spur bringt, weil das von einem externen Fachmann so viel einfacher anzunehmen ist, als z. B. von Freunden oder Familie.  Oder auch diejenigen, die Krankheit vermeiden möchten, bevor sie entsteht und proaktiv nach Wegen suchen, für ihre Gesundheit aktiv zu werden. Und, und, und.

Die Möglichkeiten sind beinahe so groß, wie die Anzahl der Menschen, die in die Praxis kommen. Wer nicht zuhört, wird nichts davon erahnen oder verstehen, und kann sein Handeln nicht daran ausrichten. 

2. Welches Ziel hast du?

Ein guter Therapeut wird dich fragen, was dein Ziel ist, d. h. was am Ende der Behandlung passiert sein soll, dass du mit dem Ergebnis zufrieden bist. Ohne Ziel kann der Therapeut nur schwerlich eine passende Behandlungsstrategie erarbeiten, die zielführend für dich ist (nicht unbedingt für den Therapeuten). Du bist das Barometer der Zufriedenheit, woran der Therapeut sich ausrichten sollte. Denn wie gesagt sind wir Diener. Wer Diener ist, muss dienen und auch in der Lage sein, seine eigenen Absichten oder Wünsche hinten anzustellen. 

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3. Welche Therapie passt zu dir?

Angenommen, du bist leitender Direktor einer großen Firma und arbeitest 10 – 12 Stunden am Tag. Wie fändest du es dann, wenn ich dir warme Leberwickel inklusive 30 Minuten Ruhe zweimal am Tag verschreiben würde? Passt nicht, oder? 

Genau. Die Therapiemaßnahmen müssen mit dem täglichen Leben (und manchmal auch mit dem Geldbeutel) vereinbar sein. Das Ziel eines Therapeuten ist die sogenannte Compliance. Das heißt, wenn ich dir etwas verschreibe, möchte ich auch, dass du es einnimmst. Denn ansonsten ist jede Therapie sinn- und wirkungslos.

Natürlich gibt es auch Patienten, die einfach nicht machen, was man sagt. Das ist eine andere Geschichte (und natürlich auch ihr gutes Recht). Aber es ist sinnvoll, mit dem Patienten abzugleichen, welche Medikamente und Heilmittel er oder sie einnehmen möchte und kann. Was passt zu seinem Tagesablauf, wie lässt sich die Therapie einplanen und wie viel ist genug bzw. zu wenig oder zu viel. Das mit der Therapiestrategie abzugleichen, ist schon manchmal eine Kunst.

Aber eine, die ein Therapeut erlernen sollte, und wofür du ihn oder sie bezahlst. Schließlich ist er Fachmann oder -frau und hat die entsprechende Erfahrung gesammelt. Und im Zweifelsfall fragt er bei dir nach, ob es so passt.  

4. Habe ich den Patienten verstanden? 

Wer genau zuhört, sollte auch genau nachfragen. Sprache ist nicht immer eindeutig, und wenn dein Therapeut dir genau zuhört, wird er auch manchmal genau nachfragen. Wie kann ich mir das vorstellen? Wie genau meinen Sie das? Wie genau würden Sie den Schmerz beschreiben? Habe ich es richtig verstanden, dass …? Und so weiter. Keiner versteht zunächst deine Welt und deinen körperlichen Zustand so gut wie du. Also ist der Therapeut davon abhängig, dass du ihm beides erklärst. Wer nachfragt, nervt nicht, sondern macht einen guten Job.

Das gilt übrigens meiner Meinung nach noch mehr für Psychotherapie. Denn dort geht es häufig um große Begriffe wie Liebe, Freiheit, Schuld, Verantwortung, Loyalität, Vertrauen, Verrat etc. Es ist wichtig dann zu klären, dass verstanden wird, was der Betroffene unter diesen Begriffen versteht (nein, nicht jeder hat dasselbe Verständnis davon und die Unterschiede können sehr relevant sein). 

5. Welcher Typ bist du?

Ein guter Therapeut versteht, dass es unterschiedliche „Typen“ gibt. Das meine ich im Sinne von unterschiedlichen Konstitutionen, Veranlagungen und Naturellen 

Die Konstitution eines Menschen sagt z. B. aus, wo seine „Sollbruchstellen“, d. h. Schwachpunkte auf körperlicher (aber auch psychischer) Ebene liegen. Wie du weißt reagieren z. B. manche Menschen eher mit einem Magengeschwür auf Stress, andere mit Migräneattacken, Aggression oder Depression, Herzrasen oder innerer Unruhe. Das ist kein Zufall, sondern hat mit unserer Konstitution zu tun.

Veranlagungen haben mit dem genetischen Pool zu tun, in den du geboren wurdest. In den allermeisten Familien häufen sich dieselben oder ähnliche Arten von Krankheiten. Z. B. tritt immer wieder Rheuma auf, oder Herzerkrankungen, oder Demenzen usw. Wir sind keine Sklaven unserer Gene und das bedeutet nicht, dass du dieselben Erkrankungen bekommen musst. Aber es bedeutet, es gibt eine Tendenz oder Veranlagung in diese Richtung. Wenn man diese kennt, kann man sie sehr gut berücksichtigen und auch vorbeugen. 

Naturelle wiederum sind körperliche Typen. So wird z. B. ein Ernährungsnaturell nie elfenhaft schlank werden, sondern ein etwas mehr an Gewicht ist für diesen Menschen normal und gesund. Auch das Temperament kann eine Rolle spielen. Ein Choleriker mit einer kurzen Leitung wird nie zu einem fröhlichen Sanguiniker mutieren, denn es liegt einfach nicht in seiner Natur. Das eine ist nicht besser oder schlechter als das andere, nur anders. 

Bist du eher ein sensibler, ätherischer Typ, oder sehr erdig und stabil? Eher zaghaft, maßvoll, oder mutig und extrem in deinem Vorgehen? Brauchst du eher zarte Reize, oder bist du doch der Rosskur Typ?

Mein Mann z. B. ist der Rosskur Typ. Er duscht jeden Morgen eiskalt, während ich es gerade mal auf lauwarm bringe und dann friere. Einmal hat er sich eine „Teufelssalbe“ gegen Rückenschmerzen gekauft, von der er völlig hingerissen war. In meinem damals jugendlichen Wahn habe ich die dann auch ausprobiert. Mit dem Ergebnis, dass ich sie sofort unter der Dusche wieder abschrubben musste, weil ich das Gefühl hatte, bei lebendigem Leibe zu verbrennen und befürchtete in einem Foltertraum gefangen zu sein, von dem ich nicht aufwachen kann. Nicht alles passt für alle!

Kennt dein Therapeut deine Veranlagung, kann er die Therapie besser auf dich abstimmen, was allen Beteiligten nur nützen kann.  

Ein guter Beobachter 

Ein guter Therapeut ist ein guter Beobachter. Um ein Beispiel zu geben – ich arbeite viel manuell, d. h. die Patienten kommen zu mir mit Schmerzen jeglicher Art im Bewegungsapparat. Und in der Ausbildung lernt jeder Heilpraktiker und wie ich meine auch jeder Arzt (zumindest war es dem Amtsarzt bei meiner Prüfung wichtig …), dass die erste Maßnahme jeder Untersuchung die Inspektion ist. Das heißt, ich schaue erst mal ganz genau hin. 

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Ein guter Therapeut ist ein guter Beobachter. Um ein Beispiel zu geben – ich arbeite viel manuell, d. h. die Patienten kommen zu mir mit Schmerzen jeglicher Art im Bewegungsapparat. Und in der Ausbildung lernt jeder Heilpraktiker und wie ich meine auch jeder Arzt (zumindest war es dem Amtsarzt bei meiner Prüfung wichtig …), dass die erste Maßnahme jeder Untersuchung die Inspektion ist. Das heißt, ich schaue erst mal ganz genau hin.

Viele Patienten kommen nach einer Odyssee von Therapeuten oder Arztbesuchen zu mir, und immer wieder muss ich leider feststellen, dass meine Vorgänger ganz offensichtlich nicht hingesehen haben. Denn man kann z. B. auf den ersten Blick erkennen, ob die wichtigsten Achsen wie Schulter, Hüfte oder Wirbelsäule verschoben sind. Oder ob es Unterschiede in der Ausprägung der Muskulatur rechts und links gibt. Oder wie die allgemeine Haltung ist. Ob schmerzhafte Gliedmaßen errötet, oder erhitzt sind (Zeichen für Entzündung). Und so weiter. Häufig hat das aber noch nie jemand festgestellt. Wie schade, denn hinzusehen ist wirklich nicht schwierig. Es erfordert nur etwas Zeit und Achtsamkeit.

Was für manuelle Arbeit gilt, gilt auch für andere Bereiche. Hinschauen lohnt sich. Manchmal sind die Dinge nämlich auch viel einfacher als angenommen. Und ich habe mir schon oft gewünscht, der Betroffene wäre bereits vor Jahren gekommen, die er in Schmerzen verbracht hat, obwohl ein paar chiropraktische Griffe das Problem schnell lösen konnten. 

Ein guter Therapeut nimmt dich ernst 

Ein guter Therapeut zeichnet sich auch dadurch aus, dass er ernst nimmt, was du ihm erzählst. Aus meiner Sicht ist es unakzeptabel einem Patienten, der mir berichtet, dass er andauernd Schmerzen hat, etwas zu sagen wie „Sie haben nichts“, nur weil mein Laborbericht, oder meine bisherigen Untersuchungen noch keine offensichtliche Ursache liefern konnte. 

Nur weil ich noch nicht weiß, woher ein Schmerz kommt, kann er trotzdem existieren. Das hat nichts mit dem Patienten und seinem Empfinden zu tun. In solchen Dingen hat der Patient immer recht. Denn er steckt in seinem Körper und nicht ich. Und wenn ich die entsprechenden Äußerungen nicht ernst nehme, fehlt mir die Grundlage, ihn zu behandeln. Denn das käme einem Misstrauensvotum gleich, d. h. ich würde dadurch sagen, dass ich ihm oder ihr nicht glaube. Aber der Glaube – auf beiden Seiten – ist ein sehr wichtiger Faktor, der heilen kann. 

Ein guter Therapeut weiß nicht alles und gibt das auch zu

Die Größe zuzugeben, dass man nicht alles wissen und ergründen kann, sollte ein Therapeut auf jeden Fall haben. Kein Therapeut oder Arzt hat alle Weisheit mit Löffeln gefressen, und der Körper bietet nach wie vor sehr viele Mysterien, die wir nicht in letzter Instanz entschlüsselt haben. Es ist keine Schande, das zuzugeben und auch die Grenzen seines eigenen Wissens zu akzeptieren. Oder wenn nötig noch mal nachzulesen oder zu recherchieren. Abgesehen davon, dass man auch häufig helfen kann, ohne alle Ursachen im letzten Detail verstanden zu haben.

Ein guter Therapeut gibt nicht gleich auf 

Umgekehrt gilt auch, manchmal finden sich die labortechnischen Ursachen, aber die angedachte Therapie hilft nicht. Na dann – think again! Dann ist vom Therapeuten eben etwas mehr Fingerspitzengefühl, Intuition, und Kreativität gefordert. Manchmal muss man die eingeschlagene Strategie überdenken und adaptieren. Ein guter Therapeut akzeptiert und kommuniziert, wenn er nicht helfen kann, gibt aber auch nicht beim kleinsten Rückschlag auf. Manchmal lohnt es dranzubleiben, schließlich funktioniert der Körper mehr zirkulär als linear. Da gibt es schon mal Aufs und Abs. 

Dasselbe gilt übrigens auch für Patienten. Wenn du in Therapie bist, kann es vorkommen, dass es einmal Rückschläge gibt. Dann nicht gleich die Flinte samt Therapeuten ins Korn zu werfen und dabei zu bleiben, macht manchmal den Unterschied zwischen bloßer Symptomlinderung oder -freiheit gegenüber einer tiefer gehenden Gesundung und einem größeren Gewinn an Lebensqualität. Also dranbleiben und dran glauben. 

Fachliche Kompetenz

Natürlich braucht ein guter Therapeut auch die fachliche Kompetenz, um dich zu behandeln. Von den genannten Fähigkeiten ist diese von einem medizinischen Laien vermutlich am schwierigsten einzuschätzen. Auch in Zeiten, in denen jeder vorher Google befragt. Glaub mir, es steht auch viel Schrott auf Google und man kann nicht alles glauben, was man liest, und durch Google auch nicht jahrelange Ausbildung und Erfahrung einholen. Hier muss man ein Stück weit als gegeben hinnehmen, dass der Therapeut oder Arzt mehr weiß als man selbst. Und letztendlich geht es darum, ob du ihm oder ihr dein Vertrauen schenkst. 

Am hilfreichsten ist hier, wenn dir der jeweilige Therapeut in einfachen, für dich verständlichen Worten erklärt, worum es geht und wie er dich behandeln möchte. Diese Aufklärungspflicht ist übrigens auch von allen Therapeuten zu leisten, also trau dich ruhig nachzufragen, wenn du etwas nicht verstehst. Beim Arzt genauso wie beim Heilpraktiker. Kein seriöser Therapeut wird sich durch deine Fragen beleidigt oder infrage gestellt fühlen, das ist Teil des Jobs.  

Empathie und Zutrauen im richtigen Verhältnis

Ein guter Therapeut wird dir Empathie entgegenbringen. Viele Patienten haben Leidvolles erlebt und im Schmerz zu sein ist auch nicht gerade schön. Dein Therapeut sollte dir diesbezüglich Empathie entgegenbringen. Aber auf keinen Fall Mitleid. Das ist ein großer Unterschied. Mitgefühl (= Empathie) ist gut und stärkt das Vertrauen. Mitleid ist völlig überflüssig, denn schließlich hast du dein Leben bisher gemeistert und hast Kompetenzen und Fähigkeiten, die dir auf deinem Weg der Gesundung nützen können. Da ist Mitleid nicht angebracht, denn es spräche dir nur deine Kompetenz ab. 

Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay

Also: Empathie ist gut, aber Zutrauen ist genauso gut und nötig. Ein guter Therapeut hat beides, die Empathie zu verstehen, was du durchleidest, und das Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten, die du zu deinem Wohl einsetzen kannst, sodass er dir auch einiges im positiven Sinne zutraut. 

Glaube 

Wer nicht an sich und seine Behandlungsmethoden glaubt, wird schwerlich damit Erfolg haben. Wer nicht an den Patienten und seine Fähigkeiten, die Therapie umzusetzen glaubt, wird dessen Bemühungen indirekt unterwandern, wenn auch subtil. Vielleicht erscheint es dir erst mal fremd, aber ich bin aufgrund meiner Erfahrung davon überzeugt, dass Glaube sehr wichtig ist im Umgang mit Patienten. 

Der Glaube an

  • die Heilmittel
  • die Behandlungsmethode
  • eine Besserung
  • den Patienten (seine Fähigkeiten, seine Resilienz, seine Durchsetzungskraft etc.)
  • die Regenerationskraft, Reaktions- und Regulationsfähigkeit des Körpers
  • die vorhandene Lebenskraft, die Heilung bewirkt
  • meine eigene Kraft, den Patienten begleiten und ihm, wenn nötig Halt geben zu können
  • meine Kompetenz und mein Wissen 
  • meine Erfahrungswerte

Letztendlich kommt es immer auf den Glauben an. Selbst wissenschaftlich kommt es auf den Glauben an, denn am Ende steht auch hier die Frage: Glaube ich diesen Ergebnissen, Untersuchungen, Experten etc. Oder eben nicht. 

Und auch der ganz persönliche Glaube ist wichtig, denn um mit Menschen zu arbeiten, muss man wissen, ob man auf einem sicheren Fundament steht. Dieses muss die Kraft, die Zuversicht und Liebe für den Nächsten liefern, die man tagtäglich braucht. Und muss auch fest genug sein, um sich selbst zu tragen im natürlichen Auf und Ab des Lebens. Jemand, der dieses Glaubensfundament nicht hat (wie auch immer es aussehen mag) wird sich schwertun in der anspruchsvollen Arbeit mit kranken oder belasteten Menschen. 

Das ist unsere Zusammenfassung der Faktoren, die unserer Meinung ein guter Therapeut haben sollte. Vielleicht findest du sie ja hilfreich. Und wir hören gerne von dir, ob wir vielleicht etwas übersehen haben, oder welche Gedanken du dazu hast. #weildueswertbist

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