Wandelmut

Mut zum Wandel lohnt sich als Quelle des Empowerment.

#weildueswertbist

Wandel oder Stillstand, das ist die Frage

Der Wandel oder schnöde ausgedrückt, die Veränderung ist so eine Sache. Irgendwie ein bisschen anstrengend, wenn du gerade so bequem im Sofa chillst und Fünf gerade sein lässt.

Irgendwie auch ein bisschen lästig, weil du dich doch gerade erst so schön daran gewöhnt hast, wie alles läuft und wie du mit den Umständen und Mitmenschen in deinem Leben klarkommst. Okay, es läuft nicht immer alles rund, aber es läuft. Manchmal vielleicht auch bergab oder im Kreis herum, aber na ja, es läuft. 

Wem entfleuchen da schon Jubelschreie, wenn eine wie ich um die Ecke kommt und anregt “du könntest dich verändern. Denn wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.” – “Wer ist die Stresstante?” So ein Gedanke könnte dir da schon in den Sinn kommen, und das verstehe ich gut.

Vielleicht wirfst du dann die Lanze für die Stabilität und Sicherheit, die sich wie eine Decke kuschelig um deine Gewohnheiten und Automatismen gewickelt haben und dir die Illusion eines ewig geborgenen Hafens der Stabilität vorgaukeln. Das einzige Problem ist, das ist eine Illusion. 

Skandal

Wie komme ich dazu, solch eine garstig skandalöse Aussage zu tätigen?  

Ganz einfach. Der Wandel ist ein unumstößlicher Teil allen Lebens. Unsere Umwelt ändert sich, und wir ändern uns auch. Fortlaufend. Solange bis wir sterben und jemand anderes geboren wird, um diesen immerwährenden Zyklus wieder von vorne zu beginnen.

Das lässt sich sehr gut am Körper beobachten, der aus lauter Regelkreisläufen und miteinander verbundenen Einheiten besteht. Ist auch nur eine einzige Zelle dabei, sich zu verändern, verändert das deinen ganzen Körper und löst Kaskaden aus, die automatisch ablaufen und zu weiteren Veränderungen führen. So erneuert sich innerhalb von sieben  Jahren jede einzelne Zelle deines Körpers, was bedeutet du bist alle sieben Jahre ein völlig anderer Mensch. 

Stress

„Man klingt das stressig“, könntest du jetzt denken. Und ja, irgendwie ist es das, weil ja dein Körper die ganze Zeit im Wandel ist und dazu muss er Arbeit tun und flexibel und in Bewegung sein. Andererseits ist das kein Stress für den Körper, denn es liegt in seiner Natur, so ist er gemacht. Wenn jedes Teilchen an seinem Platz brav seine Arbeit tut, für die es bestimmt ist, gibt es überhaupt kein Problem und alles regelt sich quasi wie von alleine. 

Probleme entstehen eher da, wo es einen „Arbeitsverweigerer“ gibt, der nicht so will, wie er das sollte. Zum Beispiel eine Krebszelle, die entschließt, ewig leben zu wollen und sich nicht Harakiri-mäßig zum Wohl des Ganzen selbst zerstört (das wäre die normale Reaktion einer kranken Zelle). 

Auch die innere Veränderung oder anders ausgedrückt, das geistige Wachstum und die Zunahme an Reife sind an sich kein Stress, oder musstest du dich furchtbar anstrengen, um vom Baby zum Kleinkind, und dann zum Kind und zum Teenager zu werden? Ich glaube nicht. Das geht irgendwie automatisch, weil wir als Kinder ständig dazulernen. In der Pubertät wird es dann in der Tat ziemlich anstrengend – für den Teenager und die Eltern. Weil im Körper ganz viel Veränderung passiert – hormonelle Veränderungen und Aufruhr, der ständige Umbau der Neuronen im Gehirn, die Geschlechtsreife usw. Und die Pubertät stellt den Übergang vom Kindsein in das Erwachsenendasein dar und das ist eine große Änderung. 

Widerstand 

Deshalb bleiben manche dann auch in der Pubertät oder diesem Reifestadium stecken. Oder kehren in der Midlife-Crisis wieder dahin zurück. Wie das genau passiert, kann ich nicht erklären, aber ich glaube, es hat mit der Weigerung zu tun, mit dem Leben mitzuwachsen. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass es in unseren Breitengraden keine Initiationsriten wie in anderen Völkern gibt, die diesen Übergang bedeutsam und bewusst machen. Jedenfalls haben Anthropologen festgestellt, dass es in diesen Kulturen damit weniger Probleme gibt.

Ich denke auch, ungefähr in diesem Alter stellt sich der Widerstand ein. Der Widerstand gegen die Veränderung. Man will nicht an sich arbeiten, man will nicht älter oder alt werden, man will die Verantwortung nicht, die mit dem Erwachsensein zu tun hat, und überhaupt bin ich gut wie ich bin und alles soll so bleiben wie es ist. Manchmal ist es vielleicht auch einfach Bequemlichkeit oder Faulheit. Denn sich mit grundlegenden Fragen wie – „Wer bin ich?“, „Warum bin ich hier?“, „Was ist mein Ziel im Leben?“, „Wie kann ich mein Leben gestalten, um dieses Ziel zu erreichen?“, „Was kann ich in diese Welt einbringen, um sie zu einem besseren Ort zu machen?“, etc. auseinanderzusetzen ist nicht unbedingt ein Zuckerschlecken, wenn auch wichtig.

Widerstand zwecklos 

Aber egal wie viel Widerstand du gegen die Veränderung entwickeln magst, er ist zwecklos. Ob es dir gefällt oder nicht, ändert sich das Leben, dein Zustand, dein Alter, dein Körper, die Gesellschaft, der technische Stand der Dinge, die Politik, dein Umfeld, usw. Du kommst also sowieso nicht darum herum, dich mitzuändern. Das Einzige, was du beeinflussen kannst, ist, ob du es freiwillig tust, oder das Leben dir die ein oder andere Veränderung aufzwingen muss (und glaub mir, das wird es).

Wir können uns also freiwillig ändern, oder das Leben wird uns zur Veränderung zwingen, was leider oft schmerzhafter ist als sich freiwillig mitzuentwickeln. Nicht weil das Leben unfair oder hart wäre, sondern einfach nur WEIL DAS LEBEN WANDEL IST.

Wandel, ja, aber wann? 

Wenn wir uns also nun mal ändern müssen, freiwillig oder notgedrungen, wie wissen wir dann, wann wir uns ändern sollen?

Für die einfachste Antwort darauf zitiere ich Virginia Satir, die Grande Dame der Systemik, die sagt: „ you will change once the desire to change is greater than your need to stay the same“. Also, du wirst dich dann ändern, wenn dein Bedürfnis nach Veränderung größer ist als dein Bedürfnis nach Stillstand (ja, es gibt auch Zeiten, in denen Stillstand sinnvoll ist).

Ein alternativer Ansatz ist – indem wir zwei Dinge tun:

  • nach innen horchen (dafür kann man den Stillstand sehr gut gebrauchen) 
  • beobachten 

Nach innen horchen, weil du im Inneren mit dem Geist (etwas Höherem, deiner Seele, Gott, dem Quantenfeld oder wie auch immer du es für dich nennen magst) verbunden bist und die Antworten auf deine Fragen in dir liegen (wie in jedem Menschen). Wenn du dir die Mühe machst, in dich zu gehen und auf das zu achten, was in dir hochsteigt. Das ist die gute Nachricht.

Die „schlechte“ Nachricht ist, dass du das nicht tun kannst, während du Fernsehen schaust, Radio hörst, dich in Social Media Kanälen rumtreibst oder E-Mails bearbeitest. Denn dabei bist du nicht mit dir verbunden, vermutlich auch nicht im Jetzt und hast keine Muse (über die schreibe ich ein andermal mehr). Und damit auch keine Kreativität, Inspiration, Bewusst-Sein oder Erkenntnis. Das ist einer der Gründe, warum unzählige Autoren, Wissenschaftler und Lehren die Meditation für so wichtig halten (auch wenn ich das Wort Meditation nicht sehr mag. Davon ein andermal mehr)

Beobachten ist deshalb wichtig, weil wenn wir nicht beobachten, sehen wir nicht das, was ist. Und wenn wir nicht sehen, was ist, können wir überhaupt nicht im Jetzt ankommen (das ist wichtig), unsere Gefühle nicht einordnen, einen positiven nicht von einem negativen Geist unterscheiden, kein Bewusst-Sein entwickeln, wo wir aktuell stehen und wohin wir uns entwickeln möchten. Ohne Beobachtung keine bewusste Entscheidung, Zielsetzung und zielgerichtete Veränderung. Im Grunde genommen ist das Nach-Innen-Horchen auch ein Beobachten, nur eben nach innen gerichtet. 

Das Beobachten ist auch dafür wichtig, dass wir verstehen, was uns begegnet (Ereignisse und Menschen) und welche Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten uns dadurch geboten werden. So können persönlich herausfordernde Situationen oder Krisen ein Signal für anstehende Veränderungen und Entwicklungsschritte sein.

Oder aufrichtige Menschen, die riskieren uns ehrliches Feedback zu geben, können uns helfen blinde Flecken zu erkennen oder unsere Perspektive zu ändern, oder uns selbst genauer zu beobachten, um herauszufinden, ob sie etwas sehen, das wir bis dato nicht gesehen haben.

Wandel wozu? 

Und schon sind wir bei der Frage gelandet, wozu der Wandel denn gut sein soll, wozu das Ganze? Meine Antwort darauf ist: 

  • als Ausdruck unserer Lebendigkeit. Wir sind lebendige Wesen und das Leben ist weder statisch noch unterscheidet es zwischen Kategorien wie „gut“ und „schlecht“. Was zählt ist der Umsatz, die Erfahrung, der Ausdruck deiner Selbst als einzigartiges Wesen, das in diese Welt geboren wurde. 
  • als Chance auf Wachstum und Reife. Ich sage immer, wenn ich schon alles gelernt und erfahren hätte, wozu ich auf Erden bin, dann könnte ich ja gleich abdanken und muss mich hier nicht länger herumdrücken.

Alle lebendigen Systeme sind wandelbar, sonst sind sie nicht mehr lebendig. Das kannst du zum Beispiel daran erkennen, dass Tote in eine Leichenstarre verfallen. Das bedeutet, starr und steif wirst du von alleine, aber Beweglichkeit und Flexibilität erfordert Arbeit und Aktion.

Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.

Heraklit

Auch die Osteopathie definiert die Flexibilität als eines der Grundprinzipien eines gesunden Lebens. Geht die Flexibilität und der „Flow“ verloren, leidet die Gesundheit. Die Buddhisten sehen das Leben als ewigen Wandel an. Im Christentum werden wir durch die Annahme Jesus „neu geboren“. Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) besagt, dass sich die 5 Elemente (in die sich alles aufteilen lässt) einem ständigen Wandel unterliegen und in dynamischer Wechselwirkung zueinander stehen. Du siehst also, dass der Wandel eigentlich allem zugrunde liegt und in den großen Erklärungsmodellen unserer Welt einen Platz hat.

Wandel ja, aber wie? 

Meine Gedanken dazu sind: am besten freiwillig und freudig. Wenn wir uns sowieso wandeln müssen, weil das Leben Wandel ist, dann kann ich mir ja die Energie des Widerstands gleich sparen und sie stattdessen für die Annahme der Veränderung benutzen. So wie man im Aikido seinen Angreifer zu Fall bringt, indem man mit seiner Bewegung mitgeht, anstatt sich dagegen zu wehren (und sich selbst sowie den Feind dadurch schützt – ein interessanter Ansatz, nicht wahr?).

Wir haben die Fähigkeit, uns zu ändern. Ich finde das fantastisch. Denn das bedeutet, ich bin meinen Lebensumständen, meinem Schicksal und dem, was mir im Leben begegnet, nicht ausgeliefert. Das bedeutet, ich kann selbst entscheiden, wie ich mich verändern möchte, um eine bessere Version meiner Selbst zu werden. Das bedeutet auch, ich kann über meinen jetzigen Zustand hinauswachsen. Und das hört nicht auf, denn diese Fähigkeit verlieren wir selbst im hohen Alter nicht (auch wenn Übung hilft). Es bedeutet, ich kann eine Vision meines Selbst haben, der ich nacheifern möchte und die mir Sinn gibt und mir die Möglichkeit bietet, meine Lebendigkeit (Flexibilität) auszudrücken und auszuleben.

In diesem Prozess kann ich folglich auch jederzeit beobachten, was mir und anderen dient. Wenn gut ist, was ich beobachte, mache ich einfach mehr davon. Wenn mein Verhalten, mein Selbstbild, meine Gewohnheiten, meine Kommunikationsmuster, meine Strategien etc. mir und anderen nicht dienlich sind, kann ich sie ändern. Besser geht nicht. 

Das ist echtes Empowerment. Und das macht selbstbestimmt und autonom (ein Grundbedürfnis, das wir alle haben) und es erlaubt Kreativität und Gestaltungsfreiraum (noch ein Bedürfnis) und es macht Freude. Denn wir sind hier, um lebendig zu sein, und lebendig zu sein bedeutet wandelbar zu sein.

Vielleicht brauche ich dafür ab und an mal Hilfe, weil die Sicht meines Selbst blockiert ist, zu viel Veränderung auf einmal auf mich einstürzt oder ich einen externen Blickwinkel brauche, um klarer sehen zu können. Aber na und? Sind wir nicht dafür da, einander zu helfen und zur Seite zu stehen? Und es muss ja nicht jeder alles können. Manche können eben Coach, Therapeut oder Supervision und andere können Autos oder Zähne reparieren. Beides ist hilfreich und sinnvoll.

Da du wandelbar bist, kannst du einfach versuchen, die Veränderung in deinem Leben einmal zu umarmen und willkommen zu heißen. Wenn dir die Erfahrungen, die du damit machst, nicht gefallen, kannst du ja ganz einfach entscheiden, dich und dein Verhalten wieder zu ändern und spielerisch und kreativ etwas anderes zu versuchen. Hauptsache, du bist lebendig dabei #weildueswertbist. 

Categories: Lifestyle & Psyche

2 Responses

  • Schöner Artikel…. es kommt vorallem bei mir an das man Freude an der Veränderung finden kann und es sich lohnt zu beobachten.

    • Vielen Dank fürs Feedback. Wir freuen uns, dass die Freude an der Veränderung bei dir ankommt, genau das war uns wichtig zu übermitteln. Viel Spaß beim Experimentieren und Beobachten.

X