Das anti-infektiöse Vitamin A

Schlüsselrolle für die Widerstandskraft.

Vitamin A spielt eine Schlüsselrolle in der angeborenen und der erworbenen Immunantwort und hat große Bedeutung für die körpereigene Widerstandskraft gegen Infektionen. Leider sind ca. 25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland nicht ausreichend mit Vitamin A versorgt.

Vitamin A ist ein essenzielles Vitamin, d. h. es ist lebensnotwendig und kann vom Körper nicht selbst hergestellt werden. Es ist eines der fettlöslichen Vitamine (E, D, K, A – praktischer Merksatz: EDEKA) und kann wie alle fettlöslichen Vitamine überdosiert werden. Eine Einnahme sollte deshalb mit dem Arzt oder Therapeuten abgestimmt werden. Es kommt in drei aktiven Formen vor: Retinol, Retinal und Retinsäure (1).

Vitamin A wird über zwei Vorformen des Vitamins über die Nahrung aufgenommen: Provitamin A (v.a. Beta-Carotin) kommt in stark farbigem Gemüse und Obst vor, und präformiertes Vitamin A (Retinolester) in tierischen Produkten wie Fleisch, Milchprodukten und Fisch. Leber enthält mit Abstand am meisten Vitamin A.

Warum anti-infektiös?

Ursprünglich als anti-infektiöses Vitamin klassifiziert von Green und Mellandy, die 1928 in Tierstudien die entsprechende Wirkung nachwiesen (2), gab es in Folge viele Forschungsarbeiten bezüglich seiner stimulierenden und regulierenden Wirkung. Heute besteht Einigkeit über seine Bedeutung für die körpereigene Widerstandskraft gegen Infektionen wie beispielsweise Atemwegserkrankungen oder infektiöse Diarrhoe (3, 4, 5).

Angefangen von seiner Bedeutung für die Integrität von Haut und Schleimhäuten als erster Abwehrbarriere gegen Viren, Bakterien und Parasiten, spielt Vitamin A eine Schlüsselrolle in der angeborenen und der erworbenen Immunantwort.

Mangelversorgung in Deutschland

Erhebungen für Deutschland machen deutlich, dass zirka 25 Prozent der Bevölkerung nicht ausreichend mit Vitamin A versorgt sind (6). Die tatsächliche Zahl dürfte sogar noch höher sein, da die Umwandlungsrate von Beta-Carotin in Vitamin A lange Zeit überschätzt wurde und nach heutiger Erkenntnis bei lediglich 12:1 bis 36:1 liegt (1).

Das bedeutet, dass z. B. Vegetarier und Veganer, die auf tierische Vitamin-A-Quellen verzichten, täglich große Mengen an Carotinoiden verzehren müssen, um keinen Mangel zu erleiden. Dabei schwankt der Gehalt an Beta-Carotin in Obst und Gemüse erheblich und die individuelle Aufnahme bzw. Bioverfügbarkeit ist unterschiedlich.

Bis zu 40 Prozent der kaukasischen Ethnie, zu der Europäer gehören, weisen zudem einen Polymorphismus auf (1, 7): Sie können Beta-Carotin nur schlecht zu Vitamin A spalten.

Vitamin-A-Mangel

Nach der WHO liegt bei Werten von 10 bis 20 µg/dl ein beginnender und bei Werten unter 10 µg/dl ein ausgeprägter Vitamin-A-Mangel vor. Erst wenn die Leberspeicher entleert sind, sinkt auch der Vitamin-A-Spiegel im Blut, wobei im Gewebe bereits vor der Erniedrigung im Blut eine eindeutige Vitamin-A-Unterversorgung besteht (8).

Mangelsymptome

Die ersten Anzeichen eines Vitamin-A-Mangels äußern sich durch Sehstörungen und trockene, schuppige Haut, später auch Appetitverlust, höhere Infektanfälligkeit – insbesondere für Lungenentzündungen, Geschmack- und Hörstörungen, verminderte Fertilität und frühkindliche Fehlbildungen, bis hin zum Tod (8).

Typische Symptome eines Mangels sind auch Müdigkeit, Xerophthalmie (trockenes Auge), Nachtblindheit bis Erblindung, und Wachstumsstörungen.

Nicht jeder denkt bei den oben genannten Symptomen an Vitamin-A-Mangel, und Standard Blutuntersuchungen beinhalten keine Überprüfung dieses Parameters. Sprechen Sie deshalb Ihren Arzt darauf an, wenn Sie solche Symptome bei sich bemerken sollten. Schließlich lässt sich ein Mangel durch Nahrungsergänzung beheben.

Verbesserte Impfergebnisse

Laut US-Wissenschaftlern führt Vitamin A sowohl allein als auch in Kombination mit Vitamin D zu einer verbesserten Wirkung von Impfungen, 2016 demonstrierten sie das im Mausmodell (9): Es wurde ein abgeschwächter Influenza-Virus geimpft, die Mäuse reagierten bei gleichzeitiger Vitaminzufuhr mit einer gesteigerten Antikörperbildung.

Vitamin A erzielte bessere Ergebnisse als Vitamin D, am erfolgreichsten erwies sich jedoch die Kombination beider Vitamine (9). Und 2019 führte eine US-Forschergruppe eine Studie mit 2- bis 8-jährigen Kindern durch. Die Kinder sprachen unter Zufuhr der Vitamine A und D besser auf eine Influenza-Impfung an, sofern zuvor ein Mangel bestand (10) (wenn kein Mangel bestand, verschlechterte sich die Impfantwort eher).

Erhöhter Bedarf und Vorteile der Nahrungsergänzung

Hinzu kommt, dass Kleinkinder, Schwangere und stillende Mütter einen erhöhten Bedarf an Vitamin A haben. (V.a. Schwangere und Stillende, die Einnahme von Vitamin A bitte immer mit dem Arzt absprechen). Und Infektionen wie z. B. Masern und Windpocken gehen einher mit einem deutlichen Mehrverbrauch an Vitamin A.

Die positiven Effekte einer Nahrungsergänzung für Vorschulkinder, um diese vor viralen Infektionen zu schützen, hatten Forscher von der Harvard School of Public Health, Boston, betont (11). Und eine Cochrane-Metaanalyse auf Basis von 47 Studien mit mehr als 1,2 Millionen Kindern kam 2017 zu dem Ergebnis, dass eine Supplementation von Vitamin A die Häufigkeit einer Neuerkrankung an Masern oder infektiöser Diarrhö (Durchfall) und damit die Sterblichkeit in dieser Altersgruppe signifikant zu senken vermag (12).

Wenn das Vitamin nicht regelmäßig und in ausreichender Menge mit dem Essen aufgenommen wird, sind die körpereigenen Speicher irgendwann leer, v.a. in der Leber. Die Homöostase (Physiologisches Gleichgewicht des inneren Milieus mithilfe von Regelsystemen) kann nicht erhalten werden, die Menge des im Blut zirkulierenden Vitamin A und damit auch die Immunkompetenz nehmen ab (1).

Vorsorge

Warum riskieren, dass dein Immunsystem unter einem Mangel leidet, der sich beheben lässt? Vor allem, wenn du zu einer Gruppe gehörst, die einen höheren Bedarf an Vitamin A hat, solltest du für eine optimale Versorgung deinen Arzt oder Therapeuten ansprechen. Am besten wartest du nicht, bis es zu einem potenziellen Mangel kommt. Die empfohlene Dosis zur allgemeinen Prävention liegt laut Uwe Gröber (4) bei 2000-5000 I.E. (Internationale Einheiten) täglich. Als sichere Vitamin-A-Zufuhr für gesunde Erwachsene werden 3 mg Retinol (= 10.000 I.E.) pro Tag angesehen (NOAEL).

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  1. Zu den biochemischen Grundlagen, Stoffwechsel und Resorption von Vitamin A siehe: Biesalski, H. K. et. al., Ernährungsmedizin: Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer, 5. Auflage, Thieme 2017, Kapitel 9.2.1.: Vitamin A (Retinol) und Retinoide
  2. Sommer, A., Vitamin a deficiency and clinical disease: An historical overview. J. Nutr. 2008; 138:1835–1839. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18806089
  3. Huang, Z., et. al., Role of Vitamin A in the Immune System, J Clin Med. 2018 Sep; 7(9): 258. Doi: 10.3390/jcm7090258; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6162863/
  4. Gröber, U., Mikronährstoffe. Metabolic Tuning, Prävention, Therapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 3. Auflage, 2011
  5. Thornton, K. A., et. al., Vitamin A deficiency is associated with gastrointestinal and respiratory morbidity in school-age children, J Nutr. 2014 Apr;144(4):496-503. Pubmed: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24500929/
  6. Gröber, U., Nährstoff-Spezial – Vitamin A (Retinol), OM – Zs. f. Orthomol. Med. 2019; 17: 44–49. online über URL: http://www.vitaminspur.de/pdf/Groe_Vitamin_A_2019.pdf?v=1
  7. Hendrickson, S. J., et. al., β-Carotene 15,15′-monooxygenase 1 single nucleotide polymorphisms in relation to plasma carotenoid and retinol concentrations in women of European descent, Am J Clin Nutr. 2012 Dec; 96(6): 1379–1389. Doi: 10.3945/ajcn.112.034934; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3497927/
  8. Biesalski, H. K.; Köhrle, J.; Schümann, K. Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 8-13 Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002
  9. Surman, S. L., et. al., Vitamin Supplementation at the Time of Immunization with a Cold-Adapted Influenza Virus Vaccine Corrects Poor Mucosal Antibody Responses in Mice Deficient for Vitamins A and D, Clin Vaccine Immunol. 2016 Mar; 23(3): 219–227. Doi: 10.1128/CVI.00739-15; https://cvi.asm.org/content/23/3/219.full
  10. Patel, N., et al., Baseline Serum Vitamin A and D Levels Determine Benefit of Oral Vitamin A&D Supplements to Humoral Immune Responses Following Pediatric Influenza Vaccination, Viruses. 2019 Sep 30;11(10). pii: E907. Doi: 10.3390/v11100907; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31575021
  11. Villamor, E. et. al., Effects of Vitamin A Supplementation on Immune Responses and Correlation with Clinical Outcomes, Clin Microbiol Rev. 2005 Jul; 18(3): 446–464; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1195969/
  12. Imdad, A., et. al., Vitamin A supplementation for preventing morbidity and mortality in children from 6 months to 5 years of age, Cochrane Database Syst Rev. 2010 Dec 8;(12):CD008524. Doi: 10.1002/14651858.CD008524.pub2, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21154399
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