Information Overload
Wie Information Overload uns das Leben schwer machen kann, und welche Handlungsoptionen du hast.
Welche Probleme zu viel Informationen verursachen können, und Top 10 Tipps, dich zu schützen.
Ursprung
Der Begriff Information Overload wird dem amerikanischen Sozialwissenschafler Bertram Gross zugeschrieben (1964), der damit den Zustand bezeichnete, wenn die Menge der Informationseingabe in ein System dessen Verarbeitungskapazitäten überschreitet.(1)
Demgegenüber wird das Konzept (nicht der Begriff) dem deutschen Soziologen und Philosoph Georg Simmel zugeschrieben (Ende des 19. Jahrhunderts) (1). Die Wurzeln gehen sogar noch weiter zurück, denn bereits Seneca beklagte „Distringit librorum multitudo“, was so viel bedeutet wie „die Menge der Bücher zerstreut“.(2)
Nun hing keiner dieser Männer täglich am Handy, oder erhielt Tonnen von E-Mails mit Text, Anhängen und Links, noch waren sie derselben Menge an Werbebotschaften, Chat Nachrichten oder tagesaktuellen Meldungen ausgesetzt wie wir heute.
Was ist Information Overload?
Wir leben heute in einer Welt, in der wir tagtäglich mit einer Flut an Informationen umgehen müssen, die schlicht nicht mehr zu bewältigen ist. Dieser Überschuss an Informationen, mit dem wir konfrontiert sind, wird im Allgemeinen mit dem Begriff Information Overload bezeichnet.
Dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle. Erstens die schnelle Zunahme des Informationsangebots, und zweitens die Nutzung unterschiedlicher Informationskanäle. Die gleichzeitige Nutzung verschiedener Medien ist heutzutage weit verbreitet (z. B. Handy und Fernsehen) und steigert den Information Overload noch(3).
Wie viel ist zu viel?
Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die durchschnittliche Informationsüberlastung in Deutschland bei ca. 98,1 Prozent liegt. Das heißt es werden weniger als 2 Prozent der angebotenen Informationen tatsächlich genutzt – und das bei einer durchschnittlichen Mediennutzung von ca. 10 Stunden täglich, die in meinen Augen auch ziemlich erschreckend ist.
Wie viel Information kannst du aufnehmen?
Die Kapazität unseres Gehirns ist begrenzt, was bei Informationsüberlastung unvermeidlich zu einem Aufnahme-Stopp führt. Mehr noch – viele Informationen passieren nicht einmal unsere sogenannte Wahrnehmungsschwelle und werden somit nicht bewusst wahrgenommen. Das Gehirn funktioniert dabei wie eine Art Filtersystem. Dadurch bleiben nur die als relevant bewerteten Informationen im Gedächtnis. So tritt z. B. auch nach etwa 3000 Botschaften die sogenannte „Werbeblindheit“ ein [3],
Was machen diese vielen Informationen mit dir?
Alvin Toffler, der den Begriff des Information Overload in seinem Bestseller „Future Shock“ populär machte, sagte, das Individuum erleide „schwerwiegende körperliche und geistige Störungen“ durch Information Overload (4).
In der Tat weiß man heute, dass eine Informationsüberflutung das menschliche Gehirn extrem belasten kann. Schließlich muss das Gehirn all diese größtenteils überflüssigen und unnützen Informationen verarbeiten, häufig innerhalb kurzer Zeit. Darunter leidet die Konzentrationsfähigkeit. Die damit verbundene Anstrengung kann weitere Folgen haben: von Müdigkeit und Vergesslichkeit bis hin zum mittlerweile weit verbreiteten Burn-out-Syndrom.
Laut einer 2021 Studie kann Information Overload folgende Auswirkungen haben(5):
Werden wir, insbesondere durch die Massenmedien, mit zu vielen Informationen überschüttet, schottet sich das Gehirn als Schutzfunktion gegen diese Überreizung ab. Die Folge ist eine abgestumpfte Wahrnehmung – Informationen werden dadurch fortan unbewusst ausgeblendet.
Mehr noch, gemäß einer bereits 2005 publizierten Studie des Psychiaters Edward Hallowell wurde ein Zusammenhang zwischen zu viel Input und dem von Hallowell als Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADT) bezeichneten Zustand hergestellt (6) (Übrigens wird hier das ADT ausdrücklich als KEINE Krankheit beschrieben. Aber das ist eine andere Geschichte …). Laut Hallowell kommt es durch Information Overload zu Schwarz-Weiß-Denken, Schwierigkeiten, sich zu organisieren, Prioritäten zu setzen und die Zeit einzuteilen, und Betroffene fühlen sich ständig von Panik und Schuldgefühlen geplagt.
Welchen Einfluss hat die aufgenommene Information auf meinen Körper?
Information Overload kann u. a. die folgenden Symptome verursachen oder verstärken (7):
Welchen Einfluss hat die aufgenommene Information auf meinen Geist?
Nicht auf wissenschaftlichen Daten, aber auf eigener Erfahrung basierend, kann ich von folgenden Auswirkungen auf den Geist bzw. die mentale Verfassung bei Information Overload berichten:
In einer Studie 2020 zu Information (& communication) Overload wurde festgestellt, dass zu viele Informationen bei den Nutzern negative Emotionen erzeugen (8)
Welche Auswirkungen hast du festgestellt?
Was kannst du tun, um dich zu schützen?
Es ist nicht gesund, alles ungefiltert in unser Gehirn und unseren Geist zu lassen, weil es uns sehr belasten kann, je nachdem, um welche Art der Information es sich handelt. Sinnvoller ist es, bewusst zu entscheiden, welche Information du überhaupt an dich heranlassen möchtest und welche nicht. Das können wir nicht mit allen Informationen machen, denn viele begegnen uns in öffentlichen Räumen oder als sogenannte Push-Nachrichten (z. B. Pop-up Werbung im Internet). Aber es gibt auch viele Informationen und Informationsquellen, die wir bewusst konsumieren, einholen und nutzen.
Um also besser entscheiden zu können, was auf die „To Do“ Liste kommt und was auf die „Not to do“, kannst du dir die folgenden Fragen stellen und für dich beantworten.
Sinnvolle Fragen bezüglich Informationen
Sinnvolle Fragen bezüglich Informationsquellen
Psychohygiene
Meines Erachtens ist es sehr wichtig, dir diese Fragen zu stellen, um deine körperliche und mentale Gesundheit zu schützen. Ich nenne das Psychohygiene. Also eine klare Entscheidung, meinen Geist und meine Gedanken rein zu halten von allem, das mir weder nützt noch mich erbaut, noch mich ermutigt und stärkt. Informationen, die mich deprimieren, herunterziehen, schwächen, zweifeln lassen, von mir und meinem Körper wegziehen, mir unnötig Zeit rauben etc. versuche ich weitestgehend gar nicht erst hereinzulassen.
Wie kannst du vermeiden, zu viel Informationen hereinzulassen?
Wie bekommst du aufgenommene Information wieder los?
Manchmal lässt sich die Aufnahme von Information nicht vermeiden. Wenn dir diese zu viel werden, oder du feststellst, dass dich die aufgenommene Information mehr als nötig beschäftigt, kann es hilfreich sein zu versuchen sie wieder loszuwerden. Aber wie?
1. Such dir ein Ventil
Jeder Kessel ohne Ventil kocht irgendwann über. Überlege welches Ventil du hast, um belastende, negative oder überflüssige Informationen und die damit verbundenen Emotionen (z. B. Wut, Ohnmacht, Angst etc.) wieder loszuwerden. Wenn du noch keins hast, probiere einige aus, um eins zu finden, das für dich passt. Wie wäre es zum Beispiel mit Sandsack boxen, im Wald herumschreien, fröhliche Lieder singen, joggen gehen oder Sport treiben, Meditation, Naturbeobachtung usw.? Einfach mal ausprobieren, was dir hilft.
2. Lerne deine Gedanken zu beobachten
Wir Menschen haben die außerordentliche Fähigkeit, uns selbst beobachten zu können. Und dadurch kannst du dich selbst auch beim Denken beobachten. Was fällt dir auf? Welche Gedanken hast du, nachdem du bestimmte Informationen zu dir nimmst? Sind sie positiv oder negativ? Kannst du sie wieder loslassen oder verfolgen sie dich? Wiederholen sich immer wieder dieselben Botschaften in deinem Kopf? Wo oder von wem hast du diese gehört? Sind das Gedanken, die du gerne haben möchtest? Welche hättest du gerne stattdessen?
Man kann nicht ändern, wovon man nichts weiß, daher ist Selbstbeobachtung immer ein sinnvoller erster Schritt.
3. Negative durch positive Gedanken ersetzen
Das bedeutet du kannst proaktiv jeden negativen Gedanken, den du bei dir beobachtest, durch einen positiven ersetzen. Zum Beispiel: du denkst “ich kann das nicht”. Wenn du das an dir beobachtest, kannst du diesen Gedanken korrigieren und stattdessen denken: ”ich kann das noch nicht, aber wenn ich es lernen möchte, brauche ich einfach ein bisschen Übung. Ich habe schon ganz andere Sachen geschafft”. Das tust du dann jedes Mal, wenn du denkst “ich kann das nicht”. Dadurch bilden sich die entsprechenden Verknüpfungen in deinem Hirn neu und werden immer weiter ausgebaut, bis sie wiederum zum Automatismus werden. Alles, was es dazu braucht, ist Übung.
4. Raus aus dem Kopf und rein in den Körper
Wir verbringen häufig (auch beruflich bedingt) sehr viel Zeit in unserem Kopf. Geh proaktiv aus deinem Kopf raus und in deinen Körper rein. Du weißt nicht, wie? Macht nichts, experimentiere, wie dir das am besten gelingt. Z. B. durch Yoga Übungen, Strecken oder Dehnen, bewusstes Atmen, durchs Lenken der Aufmerksamkeit auf einzelne Glieder deines Körpers, durch Bewegung, Eisduschen, Meditation etc. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
5. Imaginiere etwas Positiv
Sollten bestimmte Informationen hartnäckig in deinem Kopf kleben bleiben und dir z. B. den Schlaf rauben, konzentriere dich aktiv auf etwas Positives und stelle es dir mit allen Sinnen vor. Du könntest dich zum Beispiel gedanklich an einen Lieblingsort beamen. Stell dir vor, was du dort genau siehst, hörst, riechst und fühlst. Imagination ist ein mächtiges Instrument und für dein Gehirn ist das fast so, als wärst du da. Durch deine Vorstellungskraft lenkst du deinen Geist auf etwas Schönes, und es werden positive Gefühle aktiviert.
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