Mikronährstoffräuber: Die Pille
Die unbekannten Nebenwirkungen der oralen Kontrazeptiva.
Welche möglichen Nebenwirkungen die Pille hat, welche Nährstoffdefizite bei Einnahme entstehen können und was du dagegen tun kannst.
Meistgenutzt
Die Pille ist in Deutschland das am meisten eingesetzte Verhütungsmittel. Zwischen sechs bis sieben Millionen Frauen in Deutschland nutzen zur Verhütung regelmäßig orale Kontrazeptiva (1). Etwa 5 bis 10 Prozent der Mädchen ab 12 Jahren nehmen die Pille regelmäßig. Zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr verhüten etwa 80 Prozent der Frauen mit der Pille. Im Alter von 20 bis 29 sind es noch 72 Prozent, und in der Altersstufe von 20 bis 44 Jahren etwa 55 Prozent.
Dabei sind Nebenwirkungen der Pille wie Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen oder ein erhöhtes Thromboserisiko zwischenzeitlich weitläufig bekannt. Jedoch ist die Liste der Nebenwirkungen viel länger als vermutet.
Darüber hinaus wird häufig nicht darauf hingewiesen wird, dass die Pille, sprich orale Kontrazeptiva auch den Vitamin- und Mineralstoffhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen können. Das kann zusätzliche unerwünschte Symptome und Probleme nach sich ziehen.
Bekannte Nebenwirkungen
Wie du sicher weißt, greift die Pille wie alle hormonhaltigen Medikamente in den Stoffwechsel ein. Zu den bekannten Beschwerden bei der Einnahme der Pille zählen Brustspannen, Migräneanfälle, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Blutdruckanstieg, Schmierblutungen, Übelkeit, Unterleibsschmerzen und Wassereinlagerungen. In schlimmen Fällen kann es sogar zu Thrombose, Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen.
Nebenwirkung Thrombose, Herzinfarkt und Schlaganfall
In den Richtlinien der nationalen französischen Fachgesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (Collège National des Gynécologues et Obstétriciens Français, 2018) werden venöse Thromboembolien, Herzinfarkt und ischämischer Schlaganfall als wichtigste Folgeerkrankungen bei Einnahme hormoneller Kontrazeptiva eingestuft (2).
In einer Mitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wird das Risiko für venöse Thromboembolien durch die Pille beurteilt (3). Demnach erkrankten bei Verwendung von kombinierten hormonellen Kontrazeptiva, die Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat enthielten, fünf bis sieben von 10.000 Frauen pro Jahr an einer Embolie.
Bei kombinierten hormonellen Kontrazeptiva mit Drospirenon, Gestoden oder Desogestrel seien es neun bis zwölf Frauen von 10.000 Frauen. Rauchen erhöhte zusätzlich das Thromboserisiko (4). Dabei hatten Raucherinnen, die orale Kontrazeptiva einnahmen, ein 8,8-fach erhöhtes Risiko gegenüber Nichtraucherinnen, die die Pille nicht anwendeten.
Nebenwirkung Depression und Suizidalität
Weniger bekannt ist, dass orale Kontrazeptiva auch psychische Probleme verursachen können. In zwei Studien, einer dänischen Kohortenstudie (5) mit über einer Million Frauen und einer schwedischen Studie mit 800.000 Frauen (6) hatten diejenigen, die hormonelle Kontrazeptiva (mit Estrogen und Gestagen) einnahmen, ein erhöhtes Risiko für Depressionen im Vergleich zu Frauen, die keine benutzten. Hier könnte es sich um Mangelerscheinungen handeln, da Depressionen auch Symptome eines Vitamin B12- und Folat-Mangels sein können.
Eine Fall-Kontrollstudie (7) zeigte, dass erniedrigte Serum-Spiegel von Vitamin B12 und Folat mit einem erhöhten Risiko für Depressionen verbunden waren. Höhere Spiegel verringerten das Risiko entsprechend. Eine weitere Studie von Skovlund et al.(8) zeigte, dass mit der Einnahme von Kontrazeptiva auch das Suizidrisiko steigt.
Folsäure:
Folsäure ist eine Art „Vorstufe“. Sie besitzt keine Vitaminfunktion und muss erst im Körper in das eigentliche Vitamin Folat verstoffwechselt werden. Die synthetisch hergestellte Form des Vitamins Folat wird als „Folsäure“ bezeichnet. Folsäure wird in Nahrungsergänzungsmitteln und zur Anreicherung von Lebensmitteln verwendet.
Folat:
Folatverbindungen sind in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln wie z.B. Grünkohl, Feldsalat oder Hühnerei enthalten. Folate sollten von jedem verwertet werden können, Folsäure leider nicht (siehe Therapeuten Tipp weiter unten).
Unbekannte Nährstoffdefizite
Seit die ersten oralen Kontrazeptiva auf den Markt kamen, wurden zahlreiche Forschungsarbeiten zu ihrem möglichen Einfluss auf Nährstoffe durchgeführt. Wechselwirkungen mit bestimmten Nährstoffen wurden bereits in den 70er Jahren beschrieben. Dabei hat sich gezeigt, dass Nährstoffdefizite auftreten können. Die wichtigsten sind ein Mangel an:
B-Vitamine
Frauen, die die Pille einnehmen, weisen im Vergleich zu Nicht-Anwenderinnen deutlich geringere Serumkonzentrationen an Vitamin B6 und B12 auf (9), leiden also häufig an einem Mangel. Da diese B-Vitamine zusammen mit Folsäure für den Abbau von Homocystein (Entgiftung) benötigt werden, sehen Experten einen Zusammenhang zu dem erhöhten Thromboserisiko durch die Einnahme von Kontrazeptiva. In einer Interventionsstudie konnten durch den Einsatz von Vitamin B6 Nebenwirkungen der Pille reduziert werden (10).
Folsäure und B-Vitamine
Auch typische Symptome eines Vitamin B12- und Folat-Mangels wie Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen können auftreten.
Typische Symptome eines Folsäure-Mangels sind Müdigkeit, Blässe, Erschöpfung und Konzentrationsschwäche. Hält der Mangel an, wird das Immunsystem geschwächt und man wird anfälliger für Infekte.
Folsäure ist auch für den Schutz von Nervenzellen und für die Bildung von Nervenbotenstoffen notwendig. Ein länger andauernder Mangel fördert Appetitlosigkeit, Stimmungsschwankungen und Depressionen. Wenn du unter diesen oder ähnlichen Symptomen leidest, sollte an einen Vitamin B12- und/oder Folat-Mangel gedacht werden.
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Vitamin C, D und E
Wissenschaftler berichteten auch von erhöhtem oxidativem Stress. Dieser negative Einfluss ging durch die Einnahme der Vitamine C und E deutlich zurück (11). Beide Vitamine sind essenzielle Antioxidantien, die lebenswichtige Zellbausteine, Organe und unser Erbgut (DNA) vor oxidativen Schäden durch aggressive, freie Radikale schützen.
Der Vitamin D3 Status kann ebenfalls durch die Pille gestört, sowie die Messergebnisse von Vitamin D3 verfälscht werden. Deshalb sollte hier der Vitamin-D-Wert bestimmt werden. Vitamin D3 wirkt positiv auf Homocystein und Gefäßgesundheit und hat einen prägenden Effekt für die Epigenetik.
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Magnesium und Zink
Zudem wurden bei Frauen, die die Pille einsetzten, geringere Werte an Magnesium und Zink im Plasma gemessen als bei Frauen, die nicht oder anders verhüteten (12). Eine zu geringe Aufnahme dieser Mineralstoffe kann depressive Verstimmungen verursachen oder verstärken (13, 14).
Laut Uwe Gröber kann es durch eine Verringerung des Magnesium-Spiegels auch zu einem Anstieg des Calcium/Magnesium Quotienten auf > 2 kommen. Wenn das der Fall ist, steigert das wiederum das Thromboserisiko.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Magnesium an > 600 enzymatischen Reaktionen, und an ca. 80 % aller Stoffwechselprozesse beteiligt ist. So wirkt ein gesunder Magnesiumspiegel z.B. einer Präeklampsie entgegen. Magnesium stabilisiert auch die Herzkraft. Ebenso ist es beteiligt an der Aktivierung von B-Vitaminen und Vitamin D3, und der Bildung von Glutathion.
Dazu kommt, dass der Magnesiumgehalt in unseren Lebensmitteln in den letzten 100 Jahren um 90 Prozent abgenommen hat (u. a. weil die Böden ausgelaugt und pH-Werte verändert sind). Das heißt, ein Großteil der Bevölkerung ist auf eine zusätzliche Zufuhr von Magnesium angewiesen.
Folsäure-Mangel und Kinderwunsch
Viele Frauen mögen denken, wenn ich Kinder will setze ich einfach die Pille ab und dann werde ich schon schwanger. Leider ist dem häufig nicht so. Wer lange auf diese Weise verhütet hat, hat damit so manche Schwierigkeit. Erstens muss sich der Körper völlig umstellen, und das Hormonsystem muss sich wieder regulieren.
Da die Pille künstliche, körperfremde Hormone wie synthetische (künstliche) Östrogene und Gestagene enthält, und dem Körper praktisch dauerhaft eine Schwangerschaft vorgegaukelt wird, kann diese Anpassung holprig sein, und länger dauern als allgemein angenommen. Dazu kommt, dass die Pille in der Regel eine hemmende Wirkung auf die Eigenproduktion von Hormonen hat, und dadurch Dysbalancen entstehen können.
Darüber hinaus können entstandene Mikronährstoff Mängel eine Schwangerschaft erschweren. Selbst wenn es zu einer Schwangerschaft kommt, kann die Versorgung des Kindes beeinträchtigt sein. So berichten z. B. mehrere Studien über einen negativen Einfluss der Pille auf den Folat-Status, wie die Metaanalyse von Shere et al. feststellte (15). Das ist eben vor allem für Frauen wichtig, die unmittelbar nach Absetzen der Pille eine Schwangerschaft planen.
In diesem Fall wird dringend empfohlen, Folsäure bereits während der Einnahme der Pille zu substituieren. So hat sich gezeigt, dass durch die perikonzeptionelle (um den Zeitpunkt der Empfängnis herum) Einnahme von 400 µg Folsäure täglich, allein oder in Kombination mit anderen Mikronährstoffen, das Risiko für Neuralrohrdefekte („offener Rücken“) des Babys deutlich reduziert werden kann (16).
Laut Uwe Gröber (17), einem der führenden Mikronährstoff Experten Deutschlands, senkt die frühzeitige mütterliche Einnahme von Folsäure oder von einem Folsäure-haltigen Multivitaminpräparat vier Wochen vor bis acht Wochen nach der Befruchtung der Eizelle (perikonzeptionelle Einnahme) das Gesamtrisiko für Neuralrohrdefekte um 69–72 Prozent gemäß einer Meta-Analyse der Cochrane-Gruppe aus dem Jahre 2015)
Wenn du verstehst, dass Folsäure für viele lebenswichtige Funktionen im Körper gebraucht wird, erschließt sich die Bedeutung der Folsäure vor allem in der Schwangerschaft daraus. Die wichtigsten Funktionen der Folsäure sind:
Glücklicherweise achten Gynäkologen i. d. R. auf die Substitution von Folsäure. Solltest du einen Kinderwunsch haben, ist es folglich besonders empfehlenswert, den Mikronährstoff Haushalt überprüfen zu lassen, und mit deinem Arzt oder Therapeuten einen geeigneten Einnahmeplan auszuarbeiten. Es besteht insgesamt ein höherer Bedarf an Mikronährstoffen, nicht nur an Folsäure.
Personen mit dem sogenannten MTHFR-Polymorphismus können Folsäure nicht in Folat umwandeln. Das heißt, dass trotz ausreichender Zufuhr der Folat-Spiegel im Blut niedrig bleibt. Man kann diesen Gendefekt umgehen, indem man nicht Folsäure-Präparate zuzuführt, sondern die bioaktive Folatform 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF), auch unter dem Namen Metafolin erhältlich. Das ist besonders wichtig für Schwangere, Stillende und ältere Personen, die einen höheren Bedarf an Folat haben.
Tatsächlich bildet jeder Zweite die aktive Wirkform 5-Methyltetrahydrofolat nicht ausreichend.
Heilpraktikerin, Systemische Therapeutin, Mediatorin & Trauma Therapeutin
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Was tun?
Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass orale Kontrazeptiva den Haushalt und Stoffwechsel von lebenswichtigen Mikronährstoffen beeinträchtigen. Natürlich stellt sich zunächst die grundlegende Frage, ob die Pille die passende Verhütungsmethode ist, oder ob du auf eine andere Methode umsteigen möchtest, z. B. ein Diaphragma oder Persona, um das Risiko eines Mangels oder einer Erkrankung zu verringern.
Wenn du nicht umsteigen möchtest oder kannst, ist es empfehlenswert einen Mangel durch die entsprechende Einnahme der fehlenden Nährstoffe auszugleichen. Oder noch besser durch die parallele Zufuhr der entsprechenden Nährstoffe einem Mangel vorzubeugen. #sogehtgesund
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